… ist immer der Gärtner …
Nachdem der Frühling ja jetzt mit Macht ausbricht, ich aber leider keinen Garten habe, an dem ich mich austoben kann – was vielleicht sogar ganz gut ist, denn ich kann nicht unbedingt sagen, dass ich einen grünen Daumen habe -, sondern lediglich einen allerdings recht großen Balkon, habe ich beschlossen, dass ich wenigstens dort eine kleine grüne Oase schaffen werde.
Meine beiden Sklaven kennen sich leider in Sachen Pflanzen auch nicht sonderlich gut aus, deshalb bin ich da auf mich allein gestellt.
Wobei es ja auch nicht eine unangenehme Arbeit ist, mich um die zukünftige grüne Oase zu kümmern, eine Arbeit also, wie man sie als Domina tatsächlich nach Möglichkeit an seine Sklaven weitergibt, sondern eine äußerst angenehme Tätigkeit, auf die ich mich schon sehr freute.
Trotz meiner pflanzenbiologischen Unkenntnis.
Wenn man sich aber selbst nicht auskennt, muss man ja nur jemanden suchen, der ein Fachmann für das spezielle Gebiet ist.
Mit anderen Worten – hat die Domina keine Ahnung von Blumen, und können ihre Sklaven ihr auch nicht helfen, dann stattet sie eben dem nächstgelegenen Garten-Center einen kleinen Besuch ab.
Ganz in der Nähe meiner Wohnung ist sogar tatsächlich ein richtig gutes Garten-Center. Dort kaufe ich auch immer meine Blumensträuße, wenn ich jemandem ein Geschenk oder bloß mir selbst eine Freude machen will.
(Ja, meine Sklaven besorgen hier oft ebenfalls kleine Aufmerksamkeiten, weil sie wissen, dass kleine Geschenke die Freundschaft auch einer Domina erhalten.)
Bisher allerdings war ich bei meinen Besuchen im Garten-Center immer nur im vorderen Teil des ziemlich großen Gebäudes gewesen, wo es die Schnittblumen und passende Vasen, die Topfpflanzen nebst dazugehörigen Blumentöpfen und jede Menge wunderschöner Trocken-Gestecke gibt.
Für größere Pflanzen, die in den Garten, auf die Terrasse oder in meinem Fall auf den Balkon kommen, gibt es dann den hinteren Teil des Garten-Centers, den ich deshalb also gestern das erste Mal zu sehen bekam.
Kaum war ich durch die sich automatisch öffnende Tür zum hinteren Bereich getreten – deren Sinn sollte sich mir nachher noch erschließen -, kam ein junger Mann auf mich zu; etwa meine Größe (ich bin fast 1,80 groß und damit selbst ohne High Heels nicht gerade klein), blonde Haare, blaue Augen.
Er lächelte nicht nur, nein, er strahlte mich regelrecht an.
Ja, es klingt ein bisschen kitschig, aber es war richtig herzerwärmend, dieses Lächeln zu sehen. Und manchmal darf das Leben auch ein bisschen kitschig sein – oft genug ist es ja alles andere als das.
Ich schilderte ihm meine Wünsche, und ohne mich mit Fachsimpeleien und zu komplizierten Details zu überfallen, schlug er mir eine Auswahl an drei verschiedenen „Mini-Bäumen“ und Stämmchen für den Balkon vor.
Die ganze Zeit über starrte er mich zwar nicht an – das wagte er nicht, denn er schien ein sehr höflicher, außerordentlich guterzogener und zurückhaltender junger Mann zu sein -, aber ich bemerkte es doch, wie seine Augen sich nicht von mir lösen konnten.
Und es stand die helle Bewunderung in seinem Blick.
Dabei war ich gestern gar nicht einmal sonderlich schick oder gar dominant gekleidet; ich meine, wer geht schon in hohen Stiefeln, mit Lederrock und Korsage ins Garten-Center? Nicht einmal eine Domina.
Ich spürte bei ihm sehr bald genau das, was mir bei Johannes und Michael so gefehlt hatte; das gewisse Kribbeln.
Ob es nun seine Begeisterung war, die auf mich über ging, oder ob seine unaufdringliche, respektvolle Art allein ausreichte – ich merkte, wie sich das kleine liebevolle, dominante Teufelchen in mir regte.
Ja, auf einmal stieg in mir eine unbändige Lust hoch, diese Begegnung nicht mit einer fachmännischen Beratung über die Auswahl von geeigneten winterfesten Pflanzen für den Balkon enden zu lassen.
Ohne dass ich mir nun sogleich darüber im Klaren gewesen wäre, wie ich etwas anderes daraus machen konnte als einen simplen Einkauf.
Den höflichen jungen Mann selbst konnte ich ja wohl kaum einpacken und auf den Balkon stellen …
Nun, vielleicht würde sich noch etwas ergeben, überlegte ich mir. Außerdem wusste ich ja jetzt, wo ich meinen zurückhaltenden, aber strahlenden Verehrer jederzeit wieder auffinden konnte.
Falls das also an dem Tag nichts werden sollte, konnte ich mir jederzeit eine zweite Chance holen.
So beschloss ich, zunächst einmal seinem Rat zu folgen und mir die drei Pflanzen für meinen Balkon zuzulegen.
Nachdem die Pflänzchen feststanden, mussten ja nun noch die passenden Terrakotta-Töpfe her.
Er hantierte mit den Töpfen, damit es mit der Größe stimmte – und dabei berührte ich, natürlich nur rein zufällig, völlig aus Versehen und ganz ohne jede Absicht (Indianerinnen-Ehrenwort!) – mit der Hand seinen Arm.
Er stockte, blieb stehen wie angewurzelt und holte tief Luft, statt den gerade angefangenen Satz zu vollenden.
Ich verkniff mir ein triumphierendes Lächeln. Wenn dieser junge Gärtner nicht devot war und sich nach der harten Hand einer Domina und Göttin sehnte, dann war ich Sexsklavin statt einer Herrin.
Die Hand hätte ich dafür ins Feuer gelegt, dass ich mit diesem jungen Mann zwar sicherlich keinen erfahrenen Sklaven vor mir hatte, aber doch einen submissiven Mann, der sich mühelos zum Sklaven erziehen lässt und dabei noch die Verwirklichung all seiner intimsten erotischen Träume erlebt.
Da galt es zu handeln.
Bevor er sich von seinem freudigen Schock erholt hatte, hatte ich meine Topf-Auswahl getroffen.
Stotternd und leicht errötet vor Verlegenheit bot er mir an, die Pflanzen gleich umzutopfen, aus den bisherigen Plastikpötten in die Terrakottatöpfe.
Sehr lässig lehnte ich kurz darauf neben ihm an einem großen Tisch, auf dem sich Blumenerde, jede Menge wartender oder bereits überflüssig gewordender Töpfe und etliche kleine Pflänzchen befanden.
Anfangs arbeitete er schnell; sehr geschickt und mit ruhiger Hand topfte er die erste Balkonpflanze um.
Dann fiel, als er die Pflanze auf den Boden stellte, sein Blick auf mich.
Erneut wurde er rot und verschluckte sich beinahe. Und schon bei der zweiten Pflanze war sein ganzes Geschick als Gärtner jäh dahin; so linkisch und langsam packte er das zweite Umtopfen an, das hätte selbst ich nicht weniger fachmännisch zustande gebracht, und ich bin als Gärtner wirklich eine Niete.
Auf diese Weise konnte es dauern, bis ich meine drei Pflanzen zum Mitnehmen bereit standen.
Das brachte mich auf eine Idee.
„Sagen Sie“, meinte ich gedehnt, „ich habe gleich noch einen dringenden Termin. Das ist sicherlich nicht sehr glücklich, wenn die drei Pflanzen dann so lange in meinem Kofferraum eingesperrt bleiben müssen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir die drei kleinen Bäumchen heute Abend nach Feierabend vorbeizubringen? Ich wohne ganz in der Nähe, es ist sicher kein großer Umweg.“
Seine Hände hielten in ihrer Tätigkeit inne.
Eine Weile starrte er auf die Tischplatte, dann sah er auf, mir direkt in die Augen. Und obwohl noch immer ein grenzenloser Respekt in seinem Blick stand, war nun noch etwas anderes hinzugetreten.
Eine Mischung aus Angst und Sehnsucht.
Er hatte es sofort auch ohne eine wirkliche Andeutung in meinen Worten verstanden, dass es mir bei dieser Bitte nicht allein darum ging, den Blumen einen Aufenthalt im Kerker – oh, Verzeihung, im Kofferraum – zu ersparen.
Ebenso wenig wollte ich mir einfach nur das Tragen der schweren Töpfe ersparen.
Da war ich mir schon sicher – zum Auto würde der junge Mann mir die Töpfe auf jeden Fall tragen. Das gehörte bestimmt mit zu seinen Pflichten und das tat er bestimmt für jede Kundin. Dank der automatischen Türen, deren Zweck ich jetzt verstand – wer kann schon eine Türklinke betätigen, wenn er den Arm voller Pflanzen und Blumentöpfen hat -, war das ja auch kein so großer Aufstand.
Was er allerdings garantiert nicht bereit war, für jede Kundin zu tun – genau das forderte ich von ihm nun ebenso verschleiert wie unmissverständlich.
Seine Anwesenheit in meiner Wohnung nämlich. Mit allem, was womöglich daraus folgen würde.
„Selbstverständlich – das mache ich sehr gerne“, erwiderte er endlich, als ich schon ungeduldig wurde wegen seiner Antwort, und dabei betonte er das „sehr“. „Ich habe um sieben Feierabend“, fügte er noch hinzu.“
Mich dabei anzusehen wagte er nicht; die von ihm sehr bewusst gewählte Formulierung und vor allem die spezielle Betonung verrieten mir jedoch alles, was ich wissen wollte und musste.
Rasch zog ich eine private Visitenkarte aus meiner Handtasche und legte sie auf den Rand des Tisches.
Der Gedanke, dass sie bestimmt bald mit sehr vielen Fingerabdrücken seiner Hände übersät sein würde, die nach dem Umtopfen natürlich nicht mehr gerade blütenrein waren, gefiel mir sehr.
„Ich erwarte Sie dann ab sieben“, erklärte ich.
Bevor ich mich umdrehte um zu gehen legte ich ihm noch sehr kurz und sehr leicht die Hand auf die Schulter.
„Ich freue mich“, sagte ich dabei. Und hatte das große Vergnügen zu hören, wie er tief Luft holte. Es war schon beinahe ein Seufzer.
Obwohl ich es ja nun nicht klargestellt hatte, ob ich mich auf ihn oder nicht vielmehr auf den neuen Balkon-Schmuck freute …
Nun, er hatte mich schon richtig verstanden.
Und auch ohne mich umzudrehen wusste ich, dass sein Blick mir solange folgte, wie er mich sehen konnte; bis weit hinter die automatische Tür.
Tja, und nun seid ihr sicher sehr gespannt darauf, was nach sieben Uhr dann so alles passiert ist, nicht wahr?
Ich werde es euch berichten – aber nicht heute.
Bis dahin – au revoir!