Keine richtige Sub
Schneller als erwartet piept mir eine Antwort ins Ohr. Nur von einem Kollegen ist sie nicht, sondern vom Chefredakteur. Viel drinstehen tut auch nicht. „Sofort in mein Büro!“ Ohne Anrede, ohne Grußzusatz, sogar die Signatur hat er vergessen. Oh, oh – wenn da nicht mal die Kacke am Dampfen ist! Fragt sich nur, ob seine oder meine. Wobei – ernsthaft muss ich mich das nicht fragen. Also – auf zur Gardinenpredigt Nummer zwei für heute.
Selbstbefriedigung
Eine zweite Idee allerdings muss noch her. Offensichtlich mache ich Fortschritte – die auch aus meinem realen Leben beziehungsweise aus Philipp zu nehmen, das ist nun selbst mir zu dumm. Ist doch ein gutes Zeichen, oder?
Freundinnen
Ich bin ja gespannt, was bei dem Gespräch zwischen Maibaum und Mondheim herauskommt. Irgendwie klingen die Namen ähnlich, und da ich mir nicht vorstellen kann, dass Philipp Freunde hat, die weniger steiflich sind als er, ist Mondheim bestimmt auch so ein Nussknacker mit Manageruniform, der zum Lächeln die Hand vor den Mund hält. Wie soll der ihn davon überzeugen, mich sofort gehen zu lassen? In den letzten drei Tagen ging das Spielchen beim Magazin immer hin und her; entweder steckt da gar kein Sinn drin. Dann kann auch ein freundschaftliches Gespräch aus dem Zickzack keine gerade Linie machen. Oder es ist irgendwo in dem Gezackere etwas verborgen, was ich bislang noch nicht entdeckt habe. Nicht, dass eine logische Begründung für soviel konträren Blödsinn leicht nachzuvollziehen sein kann.
Komplikationen
Ist ja schließlich nicht jeden Tag, dass man so eine nette Bondage mal eben in ein paar Minuten hinlegt. Oder aufgelegt bekommt. Letzteres würde mich noch mehr interessieren. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, mich dafür in die Hände eines Mannes zu begeben; dazu hat die Lebenserfahrung mir inzwischen zu viele Vorurteile gegen das beschwanzte Geschlecht verschafft. Andererseits, bei einer Frau wird es im Zweifel wohl kaum richtig knistern. Natürlich sind Frauen ästhetisch betrachtet oft viel angenehmer anzusehen. Und so rindviehhaft wie Philipp würde sich kaum ein Weib aufführen. (Kein Protest – ich bin selbst weiblich, also darf ich auch Weib sagen. Worin weder ausdrücklich, noch konkludent die Einwilligung dazu liegt, selbst so bezeichnet zu werden!) Aber in der Giftigkeit der Auseinandersetzung stehen die Frauen den Männern in nichts nach.
Ein neuer Job
Ja, was soll ich sagen? Ich habe einen neuen Job. Wann ich anfange, kann ich selbst bestimmen. Beziehungsweise, natürlich hat mein alter Arbeitgeber da noch ein Wörtchen mitzureden; aber dem steige ich notfalls aufs Dach. Wenn man mich ohnehin los werden will, kann das ja auch gleich passieren, sobald ich meine Urlaubstage abgefeiert habe. In einem Monat fange ich dann beim Anzeigenblatt an. Und wehe, Philipp spielt nicht mit.
Neue Chancen
Aber der Kuschelbär scheint geübt darin zu sein, dummen Bemerkungen den Stachel zu nehmen. „Bevor wir uns über unsere sexuellen Vorlieben unterhalten,“ sagt er, als die Tür klappt, und grinst dabei, „zeige ich Ihnen lieber erst einmal unser Reich.“
Er macht eine ausladende Handbewegung, die eher weltumspannend wirkt und die Umgebung zu sprengen scheint. „Viel ist allerdings nicht zu sehen,“ ergänzt er auch prompt. Eines steht allerdings fest – gegen die strenge, geregelte Ordnung des Magazins ist das hier eher ein chaosbeherrschter Notbehelf. Vielleicht wäre die Wirkung sogar gemütlich – wenn sich mir nicht bei dem Gedanken an ein Großraumbüro der Magen umdrehen würde.