Ein SM Magazin und keine Regeln
Der Rückweg von diesem Büro, in dem ich nun also zumindest die nächsten Wochen arbeiten werde, ist zu kurz, um in irgendetwas Ordnung hineinzubringen; geschweige denn in das verknäuelte Zeug in meinem Gehirn.
Warum kann ich nicht einfach einen einzigen, simplen Job haben – klar abgegrenzt, durchsichtig, dauerhaft -, sondern muss mich stattdessen mit immer neuen Änderungen herumschlagen?
Die bösen Männer und ein neues Würfelspiel
Von wegen. Nichts da mit einem triumphierend die Brötchentüte herzeigenden Martin Deinar. Es ist Martina. In Ordnung – dann heute eben mal Martina statt Martin, als Ausgleich zum letzten Mal. Der Schweinehund soll allerdings ganz gewaltig aufpassen – wenn ich tatsächlich erst morgen Abend von ihm höre, dann kann er sich auf etwas gefasst machen!
Ein schöner Erfolg
„Du warst großartig,“ flüstert Deinar mir ins Ohr. Na ja, großartig ist für meinen kleinen Auftritt vielleicht ein zu großartiges Wort, aber ich denke, es ist alles ganz gut gelaufen. Jetzt im Rückblick bemerke ich auch, wie es mir nach den ersten Minuten gelungen ist, wenigstens einen Teil des Publikums tatsächlich zu fesseln und in die Geschichte hineinzuziehen. Das liegt nicht an mir, sondern am Autor – immerhin habe ich es jedoch geschafft, diese Wirkung zum Blühen zu bringen.
Denkfehler
Leider habe ich einen kleinen Fehler gemacht, indem ich meine Bereitschaft erkennen ließ, mich von ihm belehren zu lassen – der erste Vortrag folgt auf dem Fuße. Dabei lerne ich dann wenigstens, die SPD ist derzeit noch die führende Partei im Stadtstaate. Nicht dass man heutzutage einen großen Unterschied bemerken könnte zwischen Konservativen und Sozialdemokraten; außer vielleicht dass die Konservativen mehr von der Wirtschaft verstehen. Manchmal täte ein wenig Konservativismus der SPD auch nicht schlecht. Ein Besinnen auf die alten Werte, meine ich. Aber warum für die sorgen, die einen mit hochgetragen haben – dazu will man doch nach oben, damit man möglichst viele andere treten kann. Macht korrumpiert, oder so ähnlich. Na, das Problem wird bald gegessen sein; Lahning befürchtet einen klaren Machtwechsel bei den nächsten Kommunalwahlen in zwei Jahren. Was wird dann eigentlich aus ihm? Schade, das kann ich ihn schlecht fragen.
Eine interessante Party
Nachdem ich mich in den blauen Samt gezwängt habe, traue ich mich kaum nach draußen. Irgendwie komme ich mir völlig daneben vor, wie eine Marionette im falschen Stück. Wie habe ich mich bloß auf eine solche Unternehmung einlassen können?
Etwa 20 Mal versuche ich, mir im kleinen Badezimmerspiegel den beruhigenden Eindruck guten Aussehens zu verschaffen – vergebens. Das Kleid hat mir doch immer gut gestanden – weshalb komme ich mir ausgerechnet heute darin vor wie ein schief gewickelter Laternenpfahl?
Ich werde zur Superhausfrau
Nein, Evelyn lehnt ab. Sie will den ganzen Mist nicht noch einmal durchgehen; wenn ihr meine Antworten nicht passen, soll ich mir einfach eine andere Frau suchen zum Interviewen. Gut, vielleicht habe ich mich ein wenig ungeschickt ausgedrückt, aber ein Grund, so grob zu reagieren, ist das noch lange nicht.
Als das Telefonat beendet ist, sind wir beide beleidigt und haben uns recht kühl voneinander verabschiedet. Ob ich jetzt auch auf dem Weg sei, ein typisches Weibchen zu werden, das nur einem Herrn und Meister treu sein will, hat sie mich zwischendurch schnippisch gefragt.