Der SM Zirkel
„Ja,“ räume ich ein. „Ich will für mich selbst mehr wissen – schließlich hat dieser dämliche Zirkel ja ganz schön in meinem Leben herumgerührt. Und ich bin am Überlegen, etwas darüber zu schreiben. Nur für den Fall natürlich, dass Sie Interesse an so etwas haben.“ „Durchaus,“ erwidert er. „Geheime Logen interessieren die Leser immer. Aber wie wollen Sie das anstellen, überhaupt nahe genug an eines der Mitglieder heranzukommen, um Informationen zu erhalten? Ihre eigene Geschichte beweist ja, wie geheim man agiert.“ „Geheim ja nun nicht gerade,“ widerspreche ich. „Man legt ersichtlich schon Wert darauf, den eigenen Einfluss zu kommunizieren. Lediglich mit den Details ist man sparsam. Man will sich nicht in die Karten sehen lassen – macht aber deutlich, dass man mit einem Superblatt spielt.“ „Da ist etwas Wahres dran,“ lacht Deinar. „Ihr Vorhaben macht das allerdings nicht einfacher.“
Der SM Stammtisch
Ich bin nervös wie ein Krimineller bei einer Straftat. Dabei ist es nur richtig und korrekt, was ich gemacht habe. Vielleicht nicht streng juristisch gesehen – wer zum Teufel soll denn auch durch die Tiefen des Zivilrechts durchsteigen? – aber moralisch. Die Unruhe treibt mich zur Eile an, und eine halbe Stunde später sitze ich sicher zu Hause, mit den Memorabilien meines Ex-Jobs im Karton unter der Spüle verstaut, damit ich sie nicht sehen und nicht nachdenken muss. Denn Nachdenken, das ist das Letzte, was ich jetzt machen möchte.
Verträge
Ja, wirklich schade, dass mitfühlende, taktvolle, sensible Männer langweilig sind. Sonst wäre der Abend mit Deinar ein echter Glanzpunkt gewesen. So war er einfach nur schön. Aber es ist ja ohnehin nicht besonders sinnvoll, sich gleich erneut zu verlieben, wenn man gerade ein gescheitertes Experiment mit der letzten rosaroten Brille hinter sich hat. Und überhaupt – Liebe am Arbeitsplatz: Nie wieder.
Abschied nehmen
Am Samstag Abend um acht gibt es wenigstens eine kleine ablenkende Unterbrechung, die mich allerdings nur in umso größerer Leere zurücklässt. Es erreicht mich ein Anruf von einer völlig aufgelösten Evelyn. Sie ist mit ihrer neuesten Flamme verabredet, in K., etwa 20 Kilometer von hier, und ihr Auto springt nicht an. Es wundert mich, warum sie sich in dieser Situation an mich wendet; wo jeder Macker mit Überspielkabel bestimmt eine größere Hilfe wäre. Bis sich herausstellt, es geht ihr nicht um ein Kabel, sondern ein ganzes Auto. Sie will nämlich meines. Nur bis zum nächsten Morgen. Oder auch Nachmittag; je nachdem, wie weit die beiden die Nacht durchmachen. So ganz gefallen tut mir das nicht; wer verleiht schon gerne seinen fahrbaren Untersatz?
Nichts Halbes und nichts Ganzes
Die Begrüßung zwischen Deinar und mir fällt aus, als seien wir alte Freunde. Das gibt ein warmes Gefühl in der allzu verwirrenden Kälte meiner augenblicklichen Tage.
Natürlich hat er noch 20 Minuten lang erst das eine, dann das andere, und jenes ebenfalls noch zu erledigen, aber es stört mich nicht einmal. Hier lässt mich ein Chaot warten, der weit mehr leistet als normal und deshalb nicht alle Dinge immer pünktlich auf die Reihe bekommt. Mit dem üblichen Trick, den anderen die eigene Macht spüren zu lassen, hat das nichts zu tun. Da will mir keiner beweisen, er sei mir derart überlegen, dass er eben jene Termine locker nehmen kann, auf die ich strengstens achten muss.