BDSM Experimente – Teil 3
In der Mittagspause ruft Carsten mich vom Büro an. Klingt jungenhaft, frisch verliebt. (Ich hoffe doch, in mich!) Und teilt mir mit, daß er heute schon um vier Feierabend machen will, damit wir ein wenig bummeln gehen und nach passenden Spielzeugen sehen können. Etwas in mir macht einen Luftsprung. Könnte mein Herz gewesen sein.
Ob ich Lust habe, ihn abzuholen, fragt er. Natürlich habe ich.
Lust, ihn abzuholen. Und eine Idee.
Was im Haushalt jetzt nicht fertig ist (und das ist noch eine ganze Menge), kann bis morgen warten. Oder bis sonstwann.
Schnell springe ich unter die Dusche, ziehe das erste an, was mir in die Hände fällt, greife mir meine Handtasche und fahre in die Stadt.
Lars, ein ehemaliger Mitstudent von mir, hat einen kleinen Lederladen. Auch, aber nicht nur für ganz anständige Sachen.
Was ich vorhabe, wird mein ganzes Budget durcheinanderbringen. Aber das ist mir jetzt völlig egal. Vielleicht kann ich Lars bitten, mir Ratenzahlung zu gewähren.
Zum Glück hat er Zeit. Ich erzähle ihm, was ich will. Das heißt, was ich genau will, das weiß ich ja eben nicht. Ich weiß nur, daß mein Mann ganz plötzlich stark von SM fasziniert ist. Sich dabei zunächst einmal in der dominanten Rolle sieht. Allerdings habe ich doch gewisse leise Zweifel, ob das so hinkommt. Manchmal sicher, aber nicht durchweg. Auch nach seiner eigenen Hingabe sehnt er sich. Das spüre ich, das habe ich jetzt schon in einigen Situationen auch erlebt. Ob er das sich selbst gegenüber zugeben kann, kann ich nicht ermessen.
Und was mich angeht – ich weiß ja nicht einmal so genau, ob SM wirklich meine Welt ist oder werden kann. Weiß kaum, was Sadomasochismus überhaupt ist. Geschweige denn kann ich eine Aussage darüber treffen, ob ich dominant oder devot bin. Weder allgemein, noch speziell Carsten gegenüber. Irgendwie ist beides in mir. Es erregt mich, Carsten zu beherrschen. Und dann wieder möchte ich mich ihm einfach nur bedingungslos unterwerfen.
Jedenfalls will ich nichts, was ganz offensichtlich nach Domina aussieht. Wobei ich nicht einmal sagen könnte, was denn eine Domina so trägt. Wie eine Sklavin möchte ich aber auch nicht angezogen sein, wenn ich nachher zu Carsten gehe.
Lars grinst breit. Überlegt ein wenig. Und bringt mir dann einen Zweiteiler. Eine hautenge Hose, die bis unter den Busen reicht. Vom Po bis obenhin geschnürt, damit man hineinpaßt. Darüber ein Bolero. „Das müßte dir passen“, erklärt er. „Trotz deiner langen Beine. Die Hosenbeine sind nämlich unten noch offen. Eigentlich gehört der Saum noch genäht, dabei gehen bis zu 5 Zentimeter verloren. Aber man kann es auch offen tragen, darauf achte ich schon beim Zuschneiden. Obwohl deine Storchenbeine wirklich nicht gerade die Regel sind. Darunter eine weite Bluse, womöglich sogar in weiß, und halbhohe Stiefeletten dazu. Sieht bestimmt klasse aus an dir.“
Zweifelnd besehe ich das Teil. Es gefällt mir ja schon; aber wie ich darin wohl aussehe, das kann ich mir so gar nicht vorstellen.
Lars kommt mit in die Umkleidekabine. Es stört mich nicht; er hat mich mehr als einmal nackt gesehen, auch ohne Slip, den ich für die Hose natürlich ebenfalls ausziehen muß.
Außerdem kriegt man dieses Teil alleine überhaupt nicht an.
Er verschnürt mich. Pfeift durch die Zähne, führt mich vor den großen Spiegel.
Ich bin hin und weg. Den Anzug muß ich haben! Ich weiß auch schon ganz genau, welche Bluse ich dazu nehme. Im Schrank ganz hinten hängt noch so eine halb zigeunerartige, zum Glück ohne Schnickschnack und Rüschen, die sehr weit fällt und ganz bauschig aus dem hohen Bund herauswachsen wird. Passende Schuhe besitze ich auch.
Wir werden uns sogar sehr schnell beim Preis einig.
„Bleibt nur noch ein Problem“, bemerke ich zweifelnd. „Wie komme ich nachher rein in das Teil?“
Lars verschluckt sich beinahe vor Lachen. „Tja, wer schön sein will, muß leiden“, spottet er. „Aber wie wär’s, wenn du einfach den Rest holst und dich dann hier bei mir umziehst? Wie du das allerdings nachher deinem Mann erklärst, daß du verpackt bei ihm ankommen kannst, das mußt du wissen.“ Ich versetze ihm einen scherzhaften Rippenstoß.
Gesagt, getan. Ich rase nach Hause, bügele die Bluse, greife mir Nylons und die Stiefeletten, fahre zurück zu Lars. Ich freue mich unbändig auf das Ledergefühl an meiner Haut, und noch unbändiger auf Carsten.
Lars holt meinen Anzug. „Ich habe die Knöpfe noch einmal nachgenäht“, erklärt er. Ich strahle ihn an. „Du bist wirklich ein Schatz!“ „Weiß ich“, entgegnet er lachend.
In der Kabine schlängele ich mich aus meinen Jeans, packe sie und den Slip in meine Umhängetasche, ziehe die Nylons an – Strumpfhosen, damit ich auf den Slip verzichten kann und das Leder besser rutscht -, die Bluse, zwänge mich in das ungewohnte Leder, schlüpfe in die Stiefeletten.
Mit offener Hose erscheine ich draußen. „Genauso hatte ich mir das vorgestellt“, nickt Lars befriedigt und macht sich daran, die Schnüre hinten zusammenzuziehen.
Angenehm fest liegt nun das Material um meinen Unterkörper. Ganz frei bewegen kann ich mich darin nicht, aber es ist ein herrliches Gefühl, so eingeschnürt zu sein; es macht die Haltung gleich aufrechter, gibt das Bewußtsein, schön zu sein.
„So, und nun laß dich ansehen“, fordert Lars und wirbelt mich an den Schultern herum.
Von oben bis unten betrachtet er mich, streicht über meine Hüften, meine Taille, schnürt an einer Stelle nach.
„Kunstwerk vollendet“, stellt er schließlich fest und gibt mir einen Kuß.
Ich umarme Lars fest, so dankbar bin ich ihm, vor allem, nachdem ich mich im Spiegel gesehen habe – atemberaubend sehe ich aus!
Himmel, ich muß mich beeilen – es ist schon ein paar Minuten nach vier, Carsten wartet auf mich!
Ziemlich atemlos stürze ich ins Büro.