Berufliche und andere Entwicklungen
Außerdem, wenn ich schon dabei bin, sein Verhalten abschließend zu bewerten, wie ist der Trottel eigentlich auf die Idee gekommen, mir den Professor Top vorspielen zu müssen, gleich mit Übungsobjekt und allem? Das ist und bleibt eine absolut hirnrissige Idee. Wenn er sich nicht richtig auskennt, warum hat er mich nicht einfach angerufen und mich gefragt, was er anziehen soll? Gut, ein normaler Mann würde das nie tun. Nur hat ein normaler Mann auch keine Lederhose im Schrank und kennt SM-Partys allenfalls von Pornofilmen. Vielleicht ist er doch nicht so unbedarft, wie der Winkelzug nach seinem Aufdecken das vermuten lässt?
Also doch ein echter Dom? Na, Mahlzeit. Der beherrscht sich ja nicht einmal selbst – wie will er also eine Frau beherrschen können?
So, und jetzt ist Schluss. Kein Wort mehr über den verkorksten Abend mit dem verkorksten Typen! Soll er sich doch alles allein auseinanderdividieren; mir ist das zu anstrengend. Wo ist das nächste Taxi?
***
Natürlich ist nichts auf meinem Anrufbeantworter, als ich eine Dreiviertelstunde später zu Hause eintreffe. Nicht dass ich damit gerechnet hätte – aber schön wäre es doch gewesen. Andererseits, so schnell wird der Mensch garantiert nicht mit sich ins Reine kommen.
Wider Erwarten schlafe ich sogar rasch ein – die Woche war einfach anstrengend. Samstag und Sonntag lenke ich mich mit Hausarbeit und Telefonaten bei sämtlichen Bekannten ab, so gut es geht, und verdränge gewaltsam jeden Gedanken an den Montag und die Redaktionssitzung. Das gelingt; aber der Grund für diesen Verdrängungswunsch quetscht sich doch gewaltsam immer wieder durch die Lücken im Zaun und lässt sich auch durch noch so energisches Schimpfen nicht endgültig vertreiben.
Eigentlich sollte ich ein paar Überlegungen zu meinem Artikel anstellen? Nein, dann doch lieber den Besenschrank aufräumen und saubermachen.
Damit da kein Vertun ist – jede Sekunde dieses grässlichen Wochenendes ist ein Alptraum in sich. Aber erstens vergisst man das schnell, wenn die Quälerei ein Ende findet. Und außerdem muss ich mich ja nicht damit lächerlich machen, den gesamten inneren Aufruhr detailliert hier auszubreiten. Besser machen würde das ohnehin nichts.
Mein Herzklopfen am Montag beginnt kurz nach Mitternacht, während einer der vielen Wachphasen in diesem krönenden Abschluss von Stunden, die jedem Gleichmut sämtliche Zacken aus der Krone brechen.
Ich bin außergewöhnlich früh im Büro. Nein, nicht was Sie denken – ich habe nicht vor, diesem Riesenross an Prinz Ich-weiß-nicht-was-ich-will vor der Sitzung zu begegnen oder irgendetwas zu klären. Aber wenn ich sowieso wach bin, kann ich auch etwas Vernünftiges tun. Vernünftiger als Grübeln und sich Fürchten ist Arbeiten alle Male. Macht außerdem auch noch einen guten Eindruck.
Bevor ich um elf abrücken muss in unseren muffigen Konferenzraum, habe ich auch schon einen Artikel korrekturgelesen und einen zweiten im ersten Entwurf fertiggestellt. Die Titel: „Neue Positionen für neue Leidenschaft“ und „Fremdgehen ohne Reue“. Ja, ich weiß – mir wird auch schlecht, wenn ich das höre. Aber ich kann Ihnen versichern, so schlecht sind die Dinger gar nicht. Viel besser, als der blöde Titel es erahnen lässt, der im übrigen nicht von mir stammt, sondern vorgegeben wurde. Raten Sie mal, von wem … Na, von Fremdgehen hat der nicht viel Ahnung – der träumt ja anscheinend erst einmal von der Hauptfrau, die er dann mit der Nebenkurtisane betrügen kann.
Ja, und dann gibt es ein erstes Grobkonzept für den Party-Artikel. Mir kam nämlich eine Idee; ganz plötzlich und überwältigend wie ein Blitzschlag. Und bei allem Muffensausen wegen seiner Reaktion bin ich doch gleichzeitig darauf zum Zerreißen gespannt. Falls wir heute überhaupt dazu kommen, es zu besprechen, wird das Konzept seiner Ruhe bestimmt ein paar Nasenhaare ausrupfen. Bin gespannt, wie er dabei cool bleiben will.
Manchmal allerdings habe natürlich unter den Kollegen ich das Nachsehen; dann wird bei den Besprechungen alles behandelt, nur mein Gebiet nicht. Klar – ist ja auch am unwichtigsten! Dabei weiß jeder, wie viele Leser nur wegen der Sexkolumnen unser Magazin kaufen! Rein theoretisch müssten das in den meisten Exemplaren die schmuddeligsten Seiten sein, weil sie so oft befingert werden. Aber öffentlich zugeben kann man das natürlich nicht.
Einen Vorteil hat es normalerweise, wenn ich öffentlich zu kurz komme – das gibt als Belohnung regelmäßig eine Privataudienz beim Chefredakteur. Dann können die anderen wenigstens nicht mithören und verklemmte Witze reißen, und geregelt, was zu regeln ist, kriege ich noch dazu in viel kürzerer Zeit als per öffentlicher Diskussion. Ich hatte schon mehrfach überlegt, ob ich Philipp nicht einfach darum bitte, das grundsätzlich so zu machen. Während der mindestens zwei Stunden Montagssitzung – nicht einmal das lauteste Hungerknurren kann zu einem rechtzeitigen Ende führen – kann ich mindestens einen Artikel vorbereiten, wenn nicht gar beenden. Reine Zeitverschwendung, dieses scheindemokratische Gequatsche, bei dem jeder auf kräftige Fußtritte von oben hofft – natürlich nur für die Kollegen.
Heute allerdings wird der Chef es garantiert nicht riskieren, mir allein gegenüberzusitzen. Was bedeutet, meine Artikel für die Freitagausgabe werden mit großer Sicherheit vor allen anderen besprochen. Scheiße, vielleicht sollte ich doch nicht so vorwitzig sein … Ach was; erstens hat er es verdient, zweitens ist die Idee noch immer gut, und drittens es ohnehin zu spät für eine neue.
Nein, ganz so schnell kann ich mich nicht blamieren – erst einmal ist Dinshoff dran, Bereich Wirtschaft. Angeblich liegt er mit seiner neuesten Analyse eines deutlichen Aufschwungs völlig daneben. Herr Chefredakteur, der mich im übrigen bislang nicht einmal aus den Augenwinkeln wahrgenommen hat, ist offensichtlich bester Laune und bereit, in alles seine Meckerzähne zu schlagen, was ihm heute vorgetragen wird. Na, bei mir wird er sich da ein wenig zurückhalten, denke ich.
Dinshoff und er diskutieren eine Weile. Natürlich siegt die höhere Position über die Vernunft – wenigstens empfinde ich das so, aber von Wirtschaft habe ich auch nicht die geringste Ahnung; meine Informationsquelle ist da ausschließlich die Montagssitzung, und wie sollte man aus einer Diskussion selbst die Argumente entnehmen können, die sie beenden würden. Am Schluss läuft Dinshoff wie üblich rot an. Die anderen verstecken schamhaft ihr hämisches Grinsen. Ich würde gerne eingreifen, aber ohne Wissen mache ich alles bestimmt nur noch schlimmer. Stattdessen male ich Dinshoff, der neben mir sitzt, nachher eine Sonne aufs Notizenblatt; und immerhin sorgt das für ein leichtes Lächeln.
Dann kommt Dorothee mit der Politik. Von ihren drei Artikeln muss sie zwei völlig neu schreiben. Die anderen sind schon nicht mehr ganz so schadenfroh, sondern ziehen den Kopf ein in Erwartung eines allgemeinen Unwetters, das letztlich wahrscheinlich auch sie nicht verschonen wird. Einmal motzen heißt nichts; zweimal Motzen bedeutet, es geht nicht mehr um Kritik, sondern ums Dampfablassen, und wenn der Boss damit einmal anfängt, hört er so schnell nicht wieder auf.
Als er gerade den letzten Tadel für Dorothee ablässt und mir sein Profil zuwendet, kann ich mir Philipp endlich wenigstens kurz genauer betrachten. Er sieht ja schon verteufelt gut aus; aber angesichts seiner überheblichen Art, die Redakteure herunterzuputzen, freut mich noch im Nachhinein einmal mehr meine Ohrfeige. Die Laus, die ihm über die Leber gelaufen ist, die ist er selbst – und dass er das dadurch verursachte gewaltige Bauchgrimmen an den anderen auslässt, zeugt nicht gerade von Selbstdisziplin.
Als nächstes bin ganz überraschend schon ich dran. Ich mache es wie beim Sprung vom Fünfmeterbrett – gar nicht erst nachdenken, dann ist auch kein Raum für Angst; die zitternden Hände ignorieren, und ab ins Leere, das so gehässig blau funkelt oder vielmehr grau, ganz weit entfernt.
„Ich habe mir diesmal für den Partybericht etwas Besonderes ausgedacht,“ beginne ich. „Ich werde ihn in Form einer Kurzgeschichte schreiben. Als ganz persönliche Erfahrung, in der Ich-Form. Ein emotionaler Bericht, keine sachliche Reportage. Sehr individuell, sehr menschlich. Das wollen die Leute lesen, das wissen wir aus vielen Leserbriefen.“ Keiner unterbricht mich; auch er nicht.
„Die Rahmenhandlung ist Folgende: Eine Journalistin, in deren Ressort auch die Erotik fällt, wird als Partyberichterin zu dieser Fête geschickt. Zum Hintergrund muss man noch wissen, sie ist bis über sämtliche Ohren in ihren Chefredakteur verknallt.“ Noch immer reagiert keiner. Anscheinend haben alle soviel Angst vor einem potentiellen Donnergrollen, dass niemandem die Anspielung aufgeht. Über Philipp sehe ich bewusst hinweg, konzentriere mich dafür beim Sprechen auf den gesenkten Kopf von Dorothee.
„Sie hat schon ein paar Male versucht, bei ihm zu landen, aber bislang hat er auf nichts reagiert. Kurzentschlossen lädt sie ihn ein, mit ihr zusammen auf die Party zu gehen. Völlig überraschend nimmt er an. Und dann berichte ich, was an diesem Abend so alles geschieht. Dadurch kann ich das Fest gleichzeitig aus der Sicht einer Insiderin schildern, wie aus dem Blickwinkel von jemandem, der mit der dortigen Szene bislang wenig zu tun hatte. Ich denke, es ist ein guter Kunstgriff, um die Stimmung dort weit besser wiederzugeben als in einer nüchternen Beschreibung. Und was zwischen den beiden geschieht, das ist ein zusätzlicher Anreiz. Vielleicht wäre das etwas Neues, womit wir bei den Lesern auf Interesse stoßen.“
Nicht einer lacht oder flachst.
Nach drei tiefen Atemzügen wage ich es endlich, Philipp ins Gesicht zu sehen. Zumindest versuche ich es; er ist wie Dorothee über ein Blatt Papier gebeugt und hoch konzentriert mit Malübungen beschäftigt. Abrupt hält er inne, sieht kurz auf, aber es ist nur ein Vorbeifliegen seiner Augen. „Eine interessante Idee. Schreiben Sie es einfach mal auf, ich werde dann sehen, ob wir es so bringen können. Und wer weiß, vielleicht entdecken Sie bei der Gelegenheit ja noch schlummernde schriftstellerische Talente in sich, und wir machen daraus keinen Partybericht, sondern einen Fortsetzungsroman.“
Das gibt es ja nicht! Wenn etwas eine Antiklimax ist, das Gegenteil von einem Höhepunkt, dann das. Er regt sich nicht auf, er poltert nicht, macht sich nicht lustig über mich – bis auf den kleinen Seitenhieb, aber der war ja handzahm wie ein Kuschelhase. Immerhin bleibe ich unberührt von der allgemeinen Kritikwut. Das spart er sich wahrscheinlich für ein intimes Einzelgespräch auf, falls es ein solches noch einmal geben sollte.
Meine beiden anderen Machwerke gehen mit kleinen Änderungen durch, die er ausgesprochen bestimmt, aber ganz unzornig einfordert, und ich bin fertig.
Neue Pläne werden immer erst am Schluss besprochen; und wenn dann keine Zeit mehr ist, wird es verschoben auf den Nachmittag.
Meine Nachfolger sind weit weniger glücklich als ich und bekommen jeweils eine ordentliche Ladung Kritik ab.
Ich überlege mir mittlerweile, wie ich auf die absolute Schnapsidee mit der Kurzgeschichte kommen konnte. Irgendwo sitzt meine Vernunft und beschimpft mich; aber die Autorin in mir beißt sich fest an dem Gedanken eines Fortsetzungsromans. Das wäre die Chance für mich. Bisher lebe ich noch immer mit befristeten Verträgen und ohne große Sicherheit. Wenn sie mir allerdings den Auftrag geben, dann sitze ich für eine ganze Weile fest im Sattel. Das könnte nämlich eine längere Geschichte werden.
Spontan fallen mir ein paar Sätze ein, die ich hinkritzele.
„Bestimmt hat er auch seine Träume von schwarzgekleideten Damen in High Heels. Welcher Mann hätte die nicht? Aber das hat ja mit der Sinnlichen Magie gar nichts zu tun. Immerhin weiß er, was das ist; SM. Selten genug unter denen, die nichts damit zu tun haben. Wir reden sogar offen darüber.“
Das wäre doch ein prima Anfang, oder? Nur mühsam hält es mich noch am allgemeinen Tisch; ich brenne darauf, an meinen PC zu kommen und weiterzuschreiben. Wahrscheinlich hat er es einfach nur so dahingesagt, das mit dem Fortsetzungsroman, aber die Rakete hat voll gezündet; ob sie nun als Blindgänger geplant war oder nicht. Egal, ob die hier pünktlich zur Mittagspause schließen oder nicht – ich werde jedenfalls nichts essen gehen, sondern schreiben. Schreiben, schreiben, schreiben.
Meine Ungeduld sendet Ameisenwellen über den gesamten Körper.
Endlich, endlich ist es so weit, alles durch bis auf die Zukunftspläne, sogar überraschend schnell heute – kein Wunder, fast alle müssen ihre Hausaufgaben noch einmal machen -, ich kann losstürzen.
Von wegen!
„Ach, Frau Senreis,“ stoppt mich seine Stimme noch weit vor der rettenden Tür, „Sie kommen bitte wegen ihrer Geschichte um zwei noch einmal in mein Büro, bevor wir um halb drei hier weitermachen.“
***
Oh, oh – da habe ich mir ja was eingebrockt! Erstaunlicherweise bin ich zwar ein Nervenbündel – aber Angst habe ich keine. Das ist ein Unterschied, zwischen Aufregung und Angst – ein sehr großer sogar.
Natürlich drängt es mich nicht direkt, ihm unter die Augen zu treten – noch dazu mit meiner unabgesprochenen Eigenmächtigkeit, die ihm innerlich bestimmt den Wutschaum vor den geistigen Mund treten lässt. Aber auf irgendeine Weise fühle ich mich sicher. Er spielt ein Spiel, hat dabei die Redaktion als legitime Waffe eingeführt – und nun schlage ich ihn mit seinen eigenen Mitteln. Zumindest versuche ich es. Was soll mir schon passieren? Mich vor die Tür setzen, nachdem er mein Konzept in der Sitzung gerade gelobt hat, das macht er nicht. Und die rhetorischen Prügel, die mir bestimmt bevorstehen, die stecke ich gerne ein, wenn ich dafür einen Fortsetzungsroman und damit einen weniger wackligen Stuhl hier bekomme.
Nein, mir geht es sogar richtig gut. Das einzige, was mir nicht gefällt: Ich habe das Gefühl, meine große Liebe ist zwar noch längst nicht vollständig entthront, aber doch schon ein ziemliches bisschen weniger großartig durch das, was ich inzwischen von ihm gesehen habe. Noch am Freitag Nachmittag hätte mich ein Privatgespräch mit ihm in helle Aufregung versetzt; und zwar völlig unabhängig von dessen Inhalt, allein wegen seiner Anwesenheit. Die ist mir heute allenfalls zweitrangig.
Ja, so schnell kann es gehen mit dem Traumprinzen – kaum kommt man ihm ein wenig näher, schon tauchen lauter Dinge auf, die das schöne Traumbild ankratzen. Fast so, als habe die Realität kein anderes Interesse als das, uns möglichst rasch auf den kahlen Boden zurückzuholen.
Wirklich schade. Es ist so ein herrliches Gefühl, in ein Ideal im Kopf total verknallt zu sein. Eine reale Beziehung zu einem realen Menschen mit seinen Schwächen und schlechten Seiten aufzubauen ist dann schon viel schwieriger. Vor allem, wenn man dabei über die eigenen Unvollkommenheiten stolpert.
Was für ein Glück, dass ich dominant bin. Devot zu sein und dann den Einzigartigkeitsumhang des Herrn und Meisters löcherig werden sehen, muss noch viel schwerer sein.
Okay, okay, ich gebe zu, das ist jetzt auch viel Gerede, um meine Unsicherheit zu überdecken. Mir ist flatterig zumute, so gelassen ich mir auch im Überblick vorkomme; so aus einer Entfernung von ein paar Kilometern. Und mit jedem Kristallwechsel der Digitaluhr wird es schlimmer.
Trotzdem schaffe ich es, schon einmal die ersten Seiten meiner Erzählung auf die Festplatte zu bringen. Das könnte glatt bereits die erste Folge sein. Einleitung plus Dominuskostüm. Obwohl – das muss ich mir erst noch überlegen, ob ich der Realität mit meiner Schreibe so weit folge. Viel geiler wäre es doch, wenn der Typ selbst mit Halsband an der Wohnungstür der Erzählerin auftaucht und der Weg frei ist für eine Story, in der es gleich ordentlich zur Sache gehen kann, möglichst noch am gleichen Abend. Andererseits, wenn die erste Session so früh kommt, womit will ich dann die Fortsetzungen bestreiten? Mit weiteren Sessions? Toll – ist ja abzusehen, wann das den Lesern langweilig wird. Am besten frage ich erst einmal den Herrn Chefredakteur, welchen Umfang die Geschichte eigentlich haben soll. Ein paar Kapitel lassen sich mit Sex pur durchaus füllen, ohne dass alle einschlafen, mehr aber auch nicht.
Merkwürdig – von meiner ursprünglichen Idee aufzuschreiben, was wirklich geschehen ist, löse ich mich in Gedanken mehr und mehr. Sublimierte Wirklichkeit ist das wohl. Allerdings, zu wahrhaft sublimen Höhen klettert reine Erotik ja nur selten.
Um halb zwei kriege ich Ablenkung. Markus, der Bekannte von der Fête ruft mich an. Sie erinnern sich? Ja, genau; der, der versprochen hatte, mich am Samstag anzurufen, wenn noch etwas Interessantes passiert sein sollte. Seine Unzuverlässigkeit ist so weitreichend, dass er sich für die nicht unerhebliche Verspätung im Einhalten seines Versprechens nicht einmal entschuldigt. Soll heißen: Es ist so unwichtig zu tun, was man zugesagt hat, dass ein Verstoß nicht einmal ein kleines „Sorry“ wert ist. Dabei, hätte ich nicht diese glänzende Idee für den Partybericht gehabt, wäre das ganz schön peinlich gewesen, jetzt noch nachträglich eine Ergänzung in den Artikel hineinzuzwingen, nachdem er bereits besprochen worden ist.