Beziehungsprobleme

7. Februar 2013

„Warum wollen Sie mich unbedingt in diesem Zirkel sehen?“ frage ich. Ich mag ja blöde sein, aber so blöde nun auch wieder nicht. Deinar hat seine Gründe dafür, warum er mir das alles erzählt und mich damit reizt; und der wahrscheinlichste Grund ist das Angelkonzept. Er macht mir den Mund wässerig nach diesem gar nicht so geheimen geheimen Kreis, damit ich alles daran setze, aus erster Hand mehr zu erfahren. Nur der Grund hinter diesem Grund, der ist mir noch völlig schleierhaft.

„Vielleicht bin ich Ihnen einfach nur gerne behilflich,“ schlägt er vor. Ha, ha. „Welches Interesse haben Sie daran, dass jemand dieser SM-High Society näher auf die Finger schaut?“ Er überlegt sichtlich. Entweder weiß er es selbst nicht so genau, warum er das macht, oder er wägt ab, ob er mir die Wahrheit sagen kann über das, was hinter seiner überraschenden Hilfsbereitschaft steckt.

„Sie bringen mich in eine schwierige Situation mit Ihrer Frage.“ Schön. Wer anderen den Angelhaken hinhält, ist nicht automatisch vor Fliegen geschützt. „Es gibt einige Dinge, über die ich nicht sprechen kann. Aber sagen wir mal so – Sie haben gesehen welche Macht der Zirkel hat. Sie haben Glück gehabt. Die Mächte gegen Sie, wenn ich sie der Einfachheit halber einmal ganz theatralisch so bezeichnen darf, waren nicht stärker als diejenigen, die für Sie eingetreten sind. Können Sie sich vorstellen, was passiert wäre, wenn Mondheim nicht die Hand über Sie gehalten hätte?“

Ich kann es mir nur zu lebhaft ausmalen. Erstens hätte ich dann keinen neuen Job. Wobei mir den ironischerweise ja die Feindmacht selbst verschafft hat. Zweitens wäre das, was im Büro vor sich gegangen ist – wie anders soll man das nennen als bei seinem Namen, Mobbing? – noch etliche Stufen schlimmer geworden. Nicht dass ich es nicht auch so schon schlimm genug fand.

„Wie bei jedem Zusammenschluss,“ fährt Deinar fort, „arbeitet man im Zirkel mit weißen und schwarzen Listen. Für Mondheim öffnen sich alle Türen, für Maibaum sehr viele. Aber alles, was hier an direkten Arbeitgebern versammelt ist oder auch nur an Leuten, die bei Personalentscheidungen beteiligt ist, tauscht sich über sämtliche Mitarbeiter aus, mit denen man in irgendeiner Form zu tun hat und zu tun hatte. Ich sagte ja schon, Sie dürfen SM in diesem Rahmen nicht zu wichtig nehmen. Darum geht es allenfalls in zweiter Linie. Zuallererst denkt jeder im Kreis an seinen eigenen, ganz unmittelbaren wirtschaftlichen Vorteil. Da schiebt man sich gegenseitig Geschäfte zu, da werden Intrigen ausgeheckt, da arbeitet man offen oder heimlich zusammen für ein gemeinsames Ziel oder gegen einen gemeinsamen Konkurrenten, da werden Tipps weitergegeben, Adressen, Namen. Positiv wie negativ. Wenn jemand einen Arbeitnehmer hat, den er vor die Tür setzt, weil er ihn für untragbar hält, dann erfahren die anderen das auch. Und solche Warnungen ziehen ihre Kreise; das geht weit über die eigentlichen Mitglieder hinaus. Die treffen sich ja nicht nur dort, sondern auch in anderen Clubs oder wo auch immer. So ist in Windeseile der Ruf von jemandem völlig versaut. Ich will nicht sagen, er findet überhaupt keinen Job mehr; aber er dürfte seine Probleme überall dort haben, wohin die Finger des Zirkels reichen, und das ist sehr weit. Heutzutage ist es ja schon ohne dieses zusätzliche Manko schwer genug zu wechseln. Sie können sich denken, was das für einzelne bedeutet. Und bedeutet hat. So etwas läuft dort die ganze Zeit. Da gehen Menschen daran kaputt, werden finanziell und seelisch ruiniert, oder in die Ecke gedrängt, müssen umziehen, einen Job annehmen, der ihnen nicht gerecht wird.“

Aha. Diese Nachtigall singt laut genug; ich habe kapiert. Deinar passt es nicht, wie viel und auf welche Weise von den Mitgliedern Einfluss genommen wird. Er möchte, dass jemand den Klüngel dort wenigstens ein bisschen näher untersucht – oder am besten gleich damit aufräumt. Bloß, warum macht er das nicht selbst? Das wäre in jedem Fall die bessere Idee im Vergleich zu der, mir das zu überlassen. „Wenn Sie so sehr hinterher sind, dass jemand ein bisschen aufräumt, warum werden Sie dann nicht selbst Mitglied? Warum soll ich den Marsch durch die Instanzen machen? Und wie kommen Sie auf die Idee, ich könnte überhaupt irgendetwas anderes tun als versuchen, möglichst genau hinzusehen? Es stört Sie, was dort läuft, und Sie wollen etwas dagegen unternehmen, das habe ich doch richtig verstanden? Aber weshalb dann ausgerechnet ich? Das ist doch Irrsinn. Gerade wenn die Mitglieder so mächtig sind, ist es hanebüchen, eine Null wie mich einzuschleusen.“

„Wer sagt denn, dass Sie mehr tun sollen als einfach nur scharf hinzusehen? Sie reizt der Zirkel, Sie wollen mehr wissen – und genau das will ich auch. Jedenfalls dachte ich, unserer beider Interessen liefen da Hand in Hand. Es tut mir leid – ich fürchte, ich habe Sie völlig missverstanden. Nein – das stimmt nicht; ich denke, ich habe Sie schon richtig verstanden. Und Sie haben auch Recht mit Ihrer Vermutung, dass bei mir noch etwas anderes dahintersteckt. Ich kann Ihnen nur versichern, es ist nichts, was Ihnen irgendwie schadet. Mehr kann ich Ihnen im Moment noch nicht sagen. Aber ich werde die Erklärung nachholen, das verspreche ich Ihnen.“

„Das hoffe ich doch. Sie werden es mir sicher nicht übel nehmen, dass ich Ihre Beweggründe kennen möchte. Selbst wenn unsere Ziele sich tatsächlich decken sollten. Ob das der Fall ist, kann ich aber ja nur entscheiden, wenn ich vollständig informiert bin. Woher soll ich denn wissen, ob Sie nicht etwas ganz anderes vorhaben als Informationen zu sammeln und mich nur als Köder benutzen?“

Er seufzt. „Wofür sollte ich Sie wohl benutzen wollen? Halten Sie mich für einen Zuhälter?“

Nicht direkt, das muss ich zugeben. Außerdem, wenn er mich an Mondheim oder wen auch immer verkuppeln wollte, bräuchte er den Zirkel nicht – dazu müsste er nur eine einfache Begegnung herbeiführen. Obwohl, ist es nicht so, dass ein geschicktes Zeremoniell die Hormone weit leichter fließen lässt als eine normale Umgebung? Vielleicht ist das Bestandteil der geplanten Verführung.

Aber nein, das ist ja Quatsch. Ich sollte wirklich auf dem Teppich bleiben. Deinar will zwar etwas; aber bestimmt will er nicht mich als Bettgenossin für eines der Zirkelmitglieder. Wohin ist meine paranoide Phantasie nur mit mir durchgebrannt?

Warum muss ich eigentlich immer alles verkomplizieren? Der Zirkel interessiert mich, ich will mehr darüber wissen, und hier bietet mir einer nicht nur ein paar zufällige Informationen, sondern die Möglichkeit, alles live aus erster Hand mitzuerleben. Was grübele ich, ob er damit noch einen eigenen Zweck verfolgt oder nicht? Das kann mir doch völlig egal sein. Wieso muss ich immer gleich vermuten, dass mir jemand einen Gefallen nur tut, um mich auszunutzen? Was für eine verkorkste Lebenseinstellung.

Eine sehr realistische allerdings, zugegeben.

Meine Gabel klirrt gegen den großen bräunlichen Teller mit den Tortellini. Es ist schade um das Essen, das ist nämlich gar nicht schlecht. Bloß konnte jeder von uns nur zwischendurch immer ein paar Bissen nehmen, solange der andere am Sprechen war.

Deinar scheint sich gleichzeitig mit mir auf den eigentlichen Grund unseres Hierseins zu besinnen. Eine Weile essen wir beide schweigend.

Eigentlich ist es ganz angenehm, einen Mann als Begleiter zu haben. Nichts gegen einen richtigen Abend unter Frauen mit Klatsch und Gekicher, mit Teenagerallüren und prickelndem Übermut. Aber das ruhigere Zusammensitzen mit einem Mann, der eben gerade nicht Liebhaber ist, egal ob in spe, aktuell oder Ex, das hat schon etwas. Vielleicht sollte sich jede Frau einen Freund im absolut nicht-erotischen Sinn anschaffen. Das behebt das Problem mit der Einsamkeit in der Öffentlichkeit ohne die Schwierigkeiten einer intimen Beziehung.

Natürlich nur dann, wenn der so genannte Freund weder die potentielle Liebhaberschaft im Kopf respektive im Schwanz hat, noch ein allzu unintelligenter Gesprächspartner ist. Ich kann einfach dumme Leute nicht ausstehen. Da weiß ich mich einig mit allen anderen Menschen. Unterschiede gibt es lediglich in der Beurteilung, wer nun zu den Dummen gehört und wer nicht.

„Wie ist es jetzt,“ fragt Deinar mich nach einer Weile, „wollen Sie, oder wollen Sie nicht?“ „Mich in diesen merkwürdigen Zirkel hineinmogeln? Natürlich will ich das. Ganz gleich, was Sie sich davon versprechen. Nur Vorsicht – ich werde Sie an Ihr Versprechen erinnern, mir später einmal Ihre Beweggründe zu erläutern. Darauf bestehe ich. Außerdem möchte ich vorher sehen, wer mich empfiehlt.“

„Mit anderen Worten, Sie wollen Mondheim kennen lernen,“ konstatiert er. Niedlich, wie er so schnell die Offensichtlichkeiten begreift. Ja, genau das will ich; das ist meine Bedingung. Irgendetwas erwartet Deinar für sich von meinem konspirativen Einschleusen – das werde ich ausnutzen. Unfair wäre es allein, Forderungen zu stellen, wenn man einen Gefallen erbittet. Da, wo die beiderseitigen Interessen zusammenfallen, nennen solche Forderungen sich Voraussetzungen. Er hat seine ja auch noch in der Hinterhand und sagt sie mir nicht einmal. Wer ist hier also derjenige, der unfair ist?

Deinar malt eifrig mit der Gabel Muster in die Serviette neben seinem Teller; wäre es ein Billig-Papierding, er hätte es längst zerfetzt. Scheint eine schwere Entscheidung zu sein, vor die ich ihn gestellt habe. Schon merkwürdig, warum er so tut, als hätte ich ihm eine weltbewegende Frage an den Kopf geworfen, über die er erst einmal gründlich grübeln muss. Endlich antwortet er doch. „Es könnte sein, dass sich das nicht machen lässt. Zumindest kann ich Ihnen jetzt noch keine Zusage geben – ich muss ihn vorher fragen.“

Langsam komme ich mir vor wie eine Marionette, die sich völlig frei und unabhängig glaubte, obwohl sie die ganze Zeit schön brav nur getan hat, was die Finger des Meisters ihr befohlen haben, und die ihre bisherige Machtlosigkeit erst bei ihrer ersten bewusst eigenen Bewegung bemerkte. „Hören Sie mal, was soll denn das Theater? Da ist doch etwas faul an der ganzen Sache! Dieser Typ ist bereit, mich in den intimen Kreis seiner Geschäftsfreunde zu bringen, er würde für mich bürgen, damit seinen eigenen Ruf riskieren – das haben Sie mir alles selbst erzählt –, um einmal ganz davon zu schweigen, dass ich demnächst seine Angestellte bin, aber mich vorher wenigstens kurz begutachten, das kann er nicht? Und was, bitte, darf ich daraus schließen, dass Sie deswegen noch einmal nachfragen müssen? Warum nur deshalb, und nicht für den Rest, der doch viel wichtiger ist? War das zwischen Ihnen bereits abgesprochen? Ist das vielleicht nicht Ihrer, sondern sein netter, kleiner Plan, bei seinen Pappkameraden ein bisschen Unruhe zu stiften? Oder vertraut er Ihnen doch nicht so sehr, wie Sie behaupten?“

Wie konnte dieser Abend nur in eine solche konfliktgeladene Spannung abgleiten? Es hat doch eigentlich alles ganz erfreulich angefangen. Aber seit mir der erste Verdacht gekommen ist, dass Deinar mich manipuliert, bin ich angesäuert; und die Säurekonzentration erhöht sich mit jedem Satz, der meinen Verdacht bestätigt.

Zu seiner Ehrenrettung muss ich sagen, Deinar sieht bestürzt aus. Das spricht gegen eine böse Absicht seinerseits. Leute, die andere geschickt verarschen, denen sieht man ihr schlechtes Gewissen nicht an, wenn man sie ertappt. Entweder ist er also ein ungeschickter Verarscher – oder aber ein ganz ausgekochter, der die Unschuldsmiene auf Zuruf aufsetzen kann.

Endlich spricht aber die klare Sympathie, die ich für ihn empfinde, ein Machtwort. „Entschuldigen Sie, das war jetzt unangebracht. Ich …“ „Ich verstehe Sie ja,“ unterbricht er mich. „Sehr gut sogar. Und Sie können es mir gerne glauben, besonders wohl fühle ich mich in meiner Rolle als Zwischenträger nicht. Vor allem, weil ich Ihnen gegenüber nicht einmal offen sein kann. Sie können sich darauf verlassen, ich werde mich nach Kräften bemühen, ein Treffen zwischen Mondheim und Ihnen herbeizuführen. Er hat mir zwar eingeschärft, er müsse auf jeden Fall im Hintergrund bleiben, aber ich werde sehen, was sich machen lässt. Ihr Wunsch ist ja nur zu verständlich, da wird er sich sicher umstimmen lassen.“

Meine Güte, in was für eine komplizierte Scheiße bin ich nur hier schon wieder hineingeraten? Hatte ich mir nicht ein paar ruhige Wochen Urlaub versprochen? Stattdessen kommt schon die nächste Wildwasserfahrt, lange bevor ich die erste innerlich auch nur halbwegs verkraftet habe.

Es reicht. Mir ist nicht nach einer weiteren Fortsetzung dieses Abends, die Teller sind leer, ein Kaffee um diese Zeit ist ohnehin nichts für mich, spät genug ist es auch, und so sehe ich betont verstohlen auf die Uhr, so dass Deinar es bemerken muss. Er reagiert sofort und bringt mich nach Hause.

***

Ich hasse erotische Träume. Die Männer, die mein wunscherfülltes Unterbewusstsein sich darin denkt, die gibt es gar nicht. Und die Gefühle, mit denen sie mich erfüllen, auch nicht. Umso schlimmer, wenn auf dem Umweg über die Fata Morgana eines Traums beides auf einmal doch so real wird, so greifbar. So – möglich.

Heute Nacht war es noch dazu so ein richtiger Vanille-Traum; absolut grässlich. Überhaupt nichts mit SM oder sonst einem bisschen Pfeffer und Paprika.

Ich war in einem Zimmer, in dem anscheinend eine Konferenz abging, oder was auch immer. Jedenfalls saßen haufenweise Menschen um einen Tisch herum, alles Männer. Nachdem sie eine Weile lang gelehrt klingendes Zeugs gequasselt hatten (fragen Sie mich nicht, was das im einzelnen war; im Traum kam es mir noch völlig logisch vor, was geredet wurde, aber direkt mit dem Aufwachen begann bereits ein gnadenreicher Vergessensprozess), wurde ich etwas gefragt. Ich verstand die Frage nicht, musste nachhaken. Sie wurde wiederholt, und es war, als redete der Frager chinesisch; ich verstand noch immer nichts. Noch einmal nachzufragen schämte ich mich jedoch; und so stotterte ich etwas vor mich hin. Alle starrten mich an. Plötzlich hob der Mann neben mir die Hand und strich sanft mit dem Zeigefinger meinen Arm entlang; ich saß dort nämlich – typische Unlogik eines Traums – in einem roten Sleepshirt. Was mir nach dieser Berührung plötzlich bewusst wurde, und so schämte ich mich noch mehr. Doch mein Nachbar beugte sich zu mir herüber, schmiegte seine Wange gegen meine und sagte leise: „Das macht doch alles gar nichts.“

Die Intensität dieses Traumaugenblicks war so überwältigend, wie es in der Wirklichkeit kaum jemals vorkommt. Sie war wärmer, süßer, bewegender, tiefer. Und sie wühlt mich noch immer auf.

Kein Wunder. Im Traum gibt es keine Ablenkung, während man sonst doch immer, und sei es nur auf einer der unwichtigeren Ebenen des Bewusstseins, auch bei der innigsten Umarmung noch andere Dinge im Kopf hat. Das Leben drängt sich halt immer dazwischen bei den Gefühlen. Da kann man hier den Ärger im Büro nicht ganz vergessen, hat dort Hunger oder Blähungen, grübelt über den Anruf, der gerade hereinkam. Und selbst in der allerersten Phase, in der die Emotionen die größte Chance auf den Sieg haben, steckt irgendwo immer zumindest die Überlegung, was denn wohl aus dieser beginnenden Beziehung werden soll; ob man sich auch richtig verhält und sich von seiner besten Seite zeigt, was man falsch macht, und so weiter. Kaum hat man diese Unsicherheiten überwunden, ist die Sache auch un-neu genug, den Alltag einzulassen. Erst nur ein bisschen, dann langsam immer mehr. So hat man eigentlich nie eine Chance, die pure Reinheit der Empfindungen zu erleben.

Nur im Traum, da gibt es sie. Da gibt es Zärtlichkeit pur, ungetrübt. Vollständig. Umfassend.

An das Gesicht des Mannes neben mir kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nicht einmal, ob der Traum mir dieses Detail überhaupt gezeigt hat. Aber die wohlige Hitze der Situation begleitet mich nach dem Aufwachen noch ein paar Stunden.

Obwohl mir momentan nach allem ist, nur nicht nach solch ruhiger, zarter Berührung. Nein, eher hätte ich Lust, mich an jemanden auszutoben. Schon erotisch, aber auch zum Dampfablassen.

Da lobe ich mir doch die Zeit der echten Sklaven. Jetzt einmal irgendwann kurz nach der Steinzeit über den Markt für willige und billige Helfer in allen Lebenslagen marschieren, den bestaussehendsten männlichen aussuchen und gleich einpacken lassen. Schön viele Muskeln, groß und schlank, aber sichtbar auch kein Hohlkopf. Mit anderen Worten: Adonis in klug. Nackt herumlaufen taten Sklaven doch ohnehin, meines Wissens, da kriege ich wenigstens was zu sehen. Und dann darf er mich erst einmal von hinten bis vorne bedienen. Etwas zu essen und zu trinken bringen, Musik machen, ans Telefon gehen, wenn es klingelt. Falls so ein alter Römer weiß, wie das funktioniert. Immer schön mucksmäuschenstill; natürlich redet er nur, wenn er die ausdrückliche Erlaubnis dazu hat. Und am Telefon halt. Wenn ich satt bin, darf er mir stundenlang den Rücken massieren. Mit irgendeinem schönen Öl, das gut riecht und gleichzeitig die Haut pflegt. Von oben bis unten, zurück, die Seiten, dann den Hintern, die Oberschenkel.

Wenn er danach noch nicht geil ist, weiß ich es auch nicht mehr. Dann verkaufe ich ihn am besten gleich wieder, denn er hat gezeigt, er steht eindeutig nicht auf mich. Und was soll ich mit einem Sklaven anfangen, der mich nicht attraktiv findet?

Falls er seine Arbeit richtig gut macht, darf er noch ein bisschen woanders massieren. Schön ausdauernd, ruhig, und auf Anweisung. Keine Eigenmächtigkeiten, bitte! Nach drei Tagen darf er selbst auch einmal. Vorher wird er natürlich jede Nacht an Händen und Füßen gefesselt, um jegliche unerlaubten Wichsereien zu verhindern.

Wäre nicht schlecht, so ein devoter Hausdiener. Hat nur einen Nachteil – was soll ich mit einem solchen Fußabtreter? Mit dem kann ich mich ja nicht einmal unterhalten. Es wäre zwar ganz praktisch, jemanden zu haben, der nur redet, wenn er gefragt ist. Im alltäglichen Leben allerdings würde mich das mächtig zur Raserei bringen, und zwar keineswegs zu der der feuchten Sorte.

Meine Güte – ein Partner muss doch ein Partner sein. Wenn er sich mir ohnehin automatisch unterwirft, wo liegt da der Reiz seiner Hingabe? Das kommt mir dann eher vor wie einen Hund zu halten. Da ist der Gehorsam selbstverständlich genug, jedem oder vielmehr jeder in jeder Situation geschenkt zu werden, und das verkraftet mein Ego nicht. Ich will schon etwas Besonderes für denjenigen sein, der sich von mir herumkommandieren und schlagen lässt. Er soll sich ja auch gerade nicht ständig unterordnen, sondern nur, wenn uns beiden danach ist. Pech für mich, wenn er nicht will wie ich, wenn mir der Saft in den Slip tropft. Pech für ihn, wenn mir nicht nach Auspeitschen ist, sobald sein Schwanz zu stehen beginnt. Aber besser den als einen, der ständig Männchen macht und hechelt. Wie gesagt, der macht das dann ohnehin bei jeder. Das ist wie ein Ding, das mir gehört. Es gehört zwar mir, aber ebenso gehört es jedem anderen, der es findet oder mir wegnimmt.

Konstante Unterwerfungsspielchen müssen allerdings auch nicht sein. Wer immer nur die Herausforderung sucht und jedes Mal mühsam besiegt, gezwungen, überredet, getriezt werden muss, bevor er tut, was ich sage, ist einfach nur unerzogen. Dass jemand unerzogen ist, heißt für mich allerdings nicht zwingend, ich nehme nun deshalb die Mühe einer Erziehung auf mich. Wo kämen wir denn da hin – so viele Männer, wie sie ohne Anstand und gutes Benehmen herumlaufen, von Sensibilität einmal ganz zu schweigen, da käme ich ja zu nichts anderem mehr.

Ja, ich weiß, was Sie denken. Ich soll mir meinen Traumprinzen selbst backen. Oder bleiben, wo der Pfeffer wächst, mit meinen Wünschen, die sich alle gegenseitig widersprechen. Wen interessiert das? Träumen darf man ja wohl. Solange mich das nicht an dem Mann vorbeilaufen lässt, mit dem ich das reale Leben teilen kann, geht das ja wohl niemanden etwas an. Ich bin alt genug zu wissen, es gibt Dinge, die wird es nie geben. Das gehört dazu zum Erwachsenwerden. Deshalb muss ich aber noch lange nicht alle Sehnsüchte über Bord schmeißen; sonst kann ich ja gleich zum Roboter werden.

Ich will nun einmal, was ich will. Den sanften, zuverlässigen, brutalen, schwerenötigen Adonis. Punktum. Und wenn Sie ehrlich sind, müssen Sie zugeben, Ihnen geht das nicht anders; außer dass der Adonis vielleicht eine Aphrodite ist.

Einen Vorteil hat das immerhin – so hat jeder Mann die Chance, mich zu enttäuschen. Wie langweilig wäre das Leben ohne Beziehungsprobleme …


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