Der Test

22. August 2008

Mit wie viel Spannung ich auch den dritten Bericht von M. per Mail erwartet hatte, über den dritten Tag der keuschen Enthaltsamkeit meines möglichen ersten Mail Sklaven – er kam nicht.

Natürlich nicht.

Wie ihr das vielleicht auch erwartet habt, wenn ihr mitgedacht habt.

Drei Tage Enthaltsamkeit hatte ich ihm auferlegt, und am dritten Tag wollte ich ihn um acht Uhr vor dem Computer sehen.

Woraus folgt – was nämlich?

Genau, dass er nur zwei Abende lang Berichte schicken musste, wenn er meine Anweisung absolut wörtlich nahm.

Und richtig, mein Sklave hatte da etwas missverstanden.

Oder vielmehr, er schrieb recht empört, als ich nach dem dritten Tag Enthaltsamkeit abends um acht Uhr – also zu dem Zeitpunkt, an dem ich ihn vor den Rechner bestellt hatte -, davon hätte ich nichts gesagt. Ich hätte Berichte vor dem Schlafengehen befohlen, und um acht gehe er nicht schlafen.

Davon abgesehen hätte er erwartet, da ich ihn ja um acht vor den PC befohlen hatte, dass er an diesem Abend endlich wieder wichsen dürfte, was einen solchen Bericht doch wohl ohnehin erübrigte.

Das ist natürlich keine Art und Weise für einen Sklaven, auf die Rüge einer strengen Mistress zu antworten.

Selbst wenn eine Domina einen Fehler machen sollte – und ich gebe zu, ich hätte mich da wirklich etwas klarer ausdrücken und deutlich machen müssen, dass ich auch für den dritten Tag Enthaltsamkeit vor unserem „Rendezvous am Rechner“ noch einen Tagesbericht erwartete -, dann ist das für einen Sklaven keine Entschuldigung, sondern höchstens eine dumme Ausrede, sich darauf zu berufen.

Auf dumme Ausreden reagiert nun jede dominante Frau allergisch.

Erstens nimmt ein wahrer Sklave und Gentleman in solchen Fällen den Fehler auf sich, entschuldigt sich, und bleibt dennoch gehorsam. Spätestens nach einer solchen Klarstellung weiß er ja nun auch, was seine Herrin von ihm erwartet.

Und schließlich weiß er zweitens ja auch nie, wann seine Herrin sich vielleicht bewusst missverständlich ausdrückt, um ihn zu testen.

Formulieren wir es vollständig: Ich hätte mich klarer ausdrücken müssen, wenn ich gewollt hätte, dass meine Anweisungen eindeutig sind und keinerlei Zweifel aufkommen können, wie alles gemeint ist.

Gerade herauszufinden, wie ein devoter Mann sich verhält, wenn man einen Befehl so, aber auch anders deuten kann, ist aber immer äußerst interessant und gewährt der Domina mehr Einblicke in die Tiefe seiner submissiven Ader und den Stand seiner Sklavenerziehung, als man denken sollte.

Wie erfolgreich ein solcher Test ablaufen kann, das bewies mir Mailsklave M. jetzt gerade wieder

Immerhin antwortete M. diesmal postwendend; kaum dass mein Mail an ihn um acht Uhr losgesandt war, hatte ich auch schon die Antwort.

Obwohl der Übergang vom Mail vom Messenger noch nicht getan war, den ich eigentlich für diesen Abend geplant hatte. Mail, Messenger, Telefonat, Treffen; so ist bei mir die Reihenfolge.

Wobei ich, was die SM Kontakte über die Kontaktanzeige betrifft, diesmal alle Schritte bis auf den letzten meinem Lieblingssklaven überlassen hatte.

Aber zurück zu M.

Er antwortete schnell. Allerdings versäumte er es in diesem Mail, mich wie vorher als „Herrin“ anzusprechen und zu siezen; die Antwort war einfach nur rasch und lieblos heruntergetippt, alles in Kleinbuchstaben, sichtbar ungehalten sogar, mit dem vertrauten „du“, dass ich ihm nicht erlaubt hatte.

So als ob unser verabredetes Treffen am Computer sämtliche Regeln, wie sie für dominant-devote Rollenspiele gelten, außer Kraft gesetzt hätte.

In Wirklichkeit war es allerdings wohl mehr das überlegene Gefühl, mich bei einer unklaren Anweisung, also einem Fehler ertappt zu haben, wie er meinte, was ihn dazu brachte, mich auf einmal gleichauf zu behandeln.

Das sagte mir meine Erfahrung.

Ja, und genau da liegt die absolute Fiesität eines solchen Tests.

Denn so kann ich herausfinden, was tatsächlich unter der devoten Oberfläche eines Sklaven steckt. Ob er wirklich bereit ist, sich seiner Domina unterzuordnen, ihre Launen zu ertragen und ihre – notfalls auch einmal (tatsächlich oder auch nur scheinbar) widersprüchlichen – Befehle auszuführen.

Außerdem – wenn ein Sklave schon einmal einen Fehler gemacht hat, und sei es auch nur, weil eine Domina sich in einem Fall vielleicht ein wenig unklar ausgedrückt hätte, dann hilft ihm nur eines, sich das Wohlwollen seiner Herrin zu erhalten: Er muss zerknirscht sein und echte Reue zeigen.

Und zwar selbstverständlich eine tätige Reue, bei der er das, was er versäumt hat, möglichst rasch nachholt.

Die korrekte Antwort des Mailsklaven auf mein Anmahnen wäre es gewesen, sich zuerst einmal sehr tief und laut bei mir für das Versäumnis zu entschuldigen und den Bericht dann umgehend nachzureichen.

Und wenn er sich nicht einmal in dieser Situation korrekt verhalten konnte, dann war er nicht der Mailsklave, den ich mir für eine Mailerziehung wünschte. Denn dann würde er bei schwierigeren Aufgaben als dieser ja nun noch sehr leichten erst recht versagen, er würde kritisieren statt zu gehorchen, er würde argumentieren statt zu bereuen.

Manche Dominas mögen das; ich mag es nicht.

Ich finde, viele Sklaven verwechseln da geistige Herausforderung mit schlichtem Ungehorsam.

Damit blieb mir nur eine Möglichkeit – den Nicht-Sklaven M. sanft, freundlich, aber bestimmt zu verabschieden.

Sanft und freundlich, weil er in seiner Bewerbung ja immerhin offen zugegeben hatte, dass er nicht wusste, ob er wirklich devot ist.

Und bestimmt, weil es für mich in meiner Freizeit als Domina keinerlei Pflichten in dem Sinn geben kann, dass ich verpflichtet bin, mich irgendeines Mannes anzunehmen, nur weil er sich das wünscht, so dass ich also keinen Zweifel daran lassen durfte, dass es nichts wird mit dieser Mailerziehung.

Eine solche Verpflichtung kann vielleicht, wie bei meinem Lieblingssklaven, auf die Dauer aus einer gewachsenen Beziehung heraus entstehen; jede Beziehung, auch die vom Grundsatz her und in der Erotik dominant-devote Beziehung, bringt Verflechtungen und Verpflichtungen mit sich.

Solange man noch am Anfang einer Sklavenerziehung steht, gibt es aber keinerlei Pflicht für mich, diese Sklavenerziehung zu beginnen oder fortzuführen.

Eben deshalb bin ich ja auch eine private Domina, und keine professionelle Mistress in einem Domina Studio.

Die kann oft eine SM Session nicht ablehnen, weil es ihr Beruf oder ihr Hobby ist, auf das sie aber wegen des Geldes angewiesen ist.

Für mich ist die Sklavenerziehung pure Freizeitbeschäftigung. Und deshalb lasse ich mich dazu nicht zwingen, überreden, oder durch enervierendes Quengeln bringen.

Ihr findet das ungerecht?

Dann lest euch einmal sehr genau den folgenden Beitrag durch; meine philosophische Abhandlung zum Wesen des Sklaven …

Bis dahin – au revoir!


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