Der Überraschungsbesuch und seine Folgen
Wie ich das von einer so souveränen Lady wie Sheila nicht anders erwartet hatte, hatte sie die Situation voll im Griff.
Sie ging auf Phil zu, reichte ihm die Hand – sicher auch als Zeichen, dass die beiden sich hier nicht als Domina und Sklave gegenüber standen, denn einem Sklaven gibt eine Herrin nicht die Hand; oder wenn, dann höchstens zum ehrerbietigen Kuss – und sagte: „Phil, wie schön, dich einmal wiederzusehen. Wir hatten ja schon ewig nichts mehr miteinander zu tun. Wie viele Jahre ist das jetzt her?“
Dann wandte sie sich zu mir um und erklärte: „Du weißt ja sicher, dass wir SMler ein richtiges Netzwerk sind; man kennt sich einfach untereinander. Auch Phil und ich, wir kennen uns. Wenn es auch schon lange her ist, dass wir uns zuletzt begegnet sind. Ich kann mich kaum noch daran erinnern.“
Ich konnte ihr Taktgefühl nur bewundern.
Für den Fall, dass Phil mir bisher noch nichts „gebeichtet“ hätte, hatte sie ihn vor einer unangenehmen Nachfrage bewahrt und die vorhandene Bekanntschaft, die man über das gemeinsame Kaffeetrinken hinaus kaum hätte verbergen können, auf eine sehr harmlose, unwichtige Basis gestellt.
Kein Wunder, dass ihre Sklaven Sheila liebten; soviel Fürsorge, Diskretion und Takt kann man nicht von jeder Domina erwarten.
„Ja, Phil hat mir davon erzählt, dass ihr euch kennt“, sagte ich mit einer ganz besonderen Betonung, die Phil erröten ließ.
(Wieder so eine oft gewählte Beschreibung, die in der Realität so nur ganz selten hinkommt, weil man es nur bei sehr wenigen Leuten wirklich sehen kann, dass sie erröten – aber es erweckt beim Leser schon den richtigen Eindruck, und deshalb verwendet man dieses Bild dennoch, obwohl es der Wirklichkeit meistens nicht entspricht.)
Sheila warf mir einen Blick zu.
Ihre dunkelblauen, intensiven Augen funkelten. Natürlich hatte sie sofort die Schwingungen aufgeschnappt, die hier in der Luft lagen.
Sicher erriet sie nicht in allen Details, was gewesen war und wozu die Einladung an sie unter anderem diente, aber sie erreit sicherlich eine ganze Menge.
„Ich frage mich nur“, fuhr ich fort, denn nach soviel Hinterlist und Tücke wollte ich nun mit offenen Karten spielen, „wieso Phil mir das erst verraten hat, als er es unmöglich länger vor mir verbergen konnte, statt gleich zu Anfang.“
Ich betrachtete erst Sheila, dann Phil. „Es war sehr wichtig für ihn, was er bei dir im Studio erlebt hat, Sheila. Das merkt man heute noch. Deshalb ist es mir umso unverständlicher, wieso er es mir erst einmal verschwieg.“
Sheila schien zu überlegen.
Sie hätte ja nun auch sagen können, dass sie nicht die geringste Lust hatte, sich in eine rein private Auseinandersetzung zwischen Phil und mir hineinziehen zu lassen. Der Einwand wäre berechtigt gewesen.
Aber Sheila ist nun einmal eine Domina; und dominante Frauen haben von Natur aus Freude daran, mit Männern und mit Strafen, mit der macht und mit dem Schmerz zu spielen. Genau darauf hatte ich auch gebaut.
Hätte meine Vermutung, dass Sheila sich nur zu gerne mit würde hineinziehen lassen, als falsch erwiesen, hätten wir einfach nur ein ganz normales, langweiliges Kaffeetrinken vor uns gehabt.
Aber stattdessen lächelte sie nach einer Weile und sagte: „Das ist in der Tat sehr seltsam. Ich glaube, wir werden der Sache auf den Grund gehen müssen.“
Mit diesen Worten war klar, sie würde auf mein Spiel eingehen, das ich mir nur erhofft hatte, aber nicht genau hatte planen können. Wir blickten uns an, beides dominante Frauen, und beide mit blitzenden Augen.
Der arme Phil, dachte ich noch flüchtig, bevor mich die Freude an diesem Zusammenschluss der Dominas mitriss – und das Spiel begann, von dem ich euch nächstes Mal mehr berichten werden.
Bis dahin – au revoir!
Deine Post’s sind super geschrieben!! Ich bin immer sehr aufgeregt bis der nächste neue Post kommt 😉
Danke, Andreas! Dann hoffe ich, dass ich dir noch sehr viel Aufregung bescheren kann …