Die Befragung geht weiter
„Berichte, wie es weiter ging“, forderte Sheila Phil auf.
Er schwieg; lange genug, dass sie ihm in schneller Folge noch weitere Schläge verpassen konnte. Ich habe sie nicht mitgezählt, aber es waren schon eine Menge. Bestimmt brannten ihr die Handflächen davon …
Irgendwann stöhnte Phil, der sich nun in seinen Fesseln zu winden begann, leise auf und begann wieder zu erzählen.
„Sie haben es mir großzügig erlaubt, ein paar Wochen bei Ihnen zu wohnen, bis das Studio fertiggestellt war“, sagte er leise.
Übrigens, nicht wundern, im Englischen kennt man ja keine Unterscheidung zwischen du und Sie; aber wenn ich die Stimmung vollständig wiedergeben möchte, muss natürlich Phil Mistress Sheila siezen; damit gebe ich das wieder, was er lediglich durch den unterwürfigen Ton in seiner Stimme zeigte.
Er hatte also eine Weile lang bei ihr gewohnt? Die Beziehung war also doch weiter gegangen, als ich angenommen hatte. Oder vielmehr, sie war so weit gegangen, wie ich es befürchtet hatte …
Nein, also das hätte er mir unbedingt sagen müssen! Und zwar auch ohne diesen Zufall, dass ich nun bei Sheila als Domina in ihrem SM Studio anfangen wollte – der das allerdings erst recht gefordert hätte.
Ich war ihm gegenüber auch sehr offen gewesen, was meine Vergangenheit in Deutschland betraf; und einen Teil davon hatte er ja sogar auch noch hautnah mitbekommen können, als wir uns das erste Mal trafen.
Er hingegen, das stimmte, das war mir vorher schon aufgefallen, hatte sich in Bezug auf seine früheren Beziehungen immer sehr bedeckt gehalten, hatte mir mehr oder weniger nur erklärt, da sei ganz bestimmt keine Frau darunter gewesen, die ihm wirklich für längere Zeit etwas bedeutet hätte.
Im Nachhinein musste ich mich selbst der Naivität bezichtigen; denn wenn ein Mann Mitte 40 das behauptet, dann muss er eigentlich lügen, denn in diesem Alter hat man bestimmt schon sehr tief gehende Beziehungen hinter sich.
Und was sich jetzt so langsam über ihn und Sheila herausstellte belegte ja nun erst recht das Gegenteil.
Ich hatte es nur einfach glauben wollen, weil es so wunderbar schmeichelhaft für mich war. Tja, selbst schuld – da war ich wirklich mehr als dumm gewesen, was diesen einen Punkt anging.
Ich hatte es wirklich verdient, dass sich auf diese bizarre Weise nun doch die Wahrheit herausstellte.
„Und weiter?“, trieb sie ihn an, ging einen Schritt beiseite, beugte sich über die SM Toys, die sie von unseren Sachen mitgebracht hatte, und nahm sich eine sehr kurze, aber umso effektvollere Gerte.
Mi der sie ihm gleich jeweils rechts und links ein paar Hiebe versetzte, bevor er endlich weiter sprach.
„Ich – ich habe Ihnen einen Heiratsantrag gemacht“, gestand er.
Das erstaunte mich nun doch, auch wenn ich ja nun schon einiges gehört hatte und mit noch einigem Weiteren gerechnet hatte, und in diesem Augenblick war ich sehr froh, dass Sheila das Verhör fortgesetzt hatte, das ich vor wenigen Minuten eigentlich schon beinahe für beendet gehalten hatte.
Ich hatte ja vorhin schon gedacht, ich hätte alle nötigen Informationen, aber offensichtlich war das ein Irrtum gewesen.
Seine Naivität wollte ich Phil nicht übel nehmen; aber mit einem Heiratsantrag – so etwas hatte er ja noch nicht einmal mir gemacht, obwohl es klar war, wir würden fest zusammenbleiben, und zwar von beiden Seiten aus! – war er ganz eindeutig einen Schritt zu weit gegangen.
So kühl, grausam und geschäftsmäßig Sheila auch auftrat, das merkte man bei ihr gleich – ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, dass sie tatsächlich gemein genug gewesen war, in ihm bewusst den Irrtum zu nähren, sie könne auf Dauer mehr für ihn sein als eine professionelle Domina.
Das hätte eine derartige Gefühlskälte vorausgesetzt, wie ich sie bei ihr nun doch nicht vermutete.
Okay, sie hatte ihn finanziell massiv ausgenutzt, sie hatte sicherlich auch mit seinen Gefühlen ein wenig gespielt – aber ganz bestimmt hatte sie ihn nicht derart bewusst hinters Licht geführt.
Mein Mitgefühl mit Phil von vor wenigen Augenblicken begann, sich sehr schnell wieder aufzulösen.
Auch meine Überlegung, dass er sich damals wohl sehr einsam gefühlt haben musste, um die Augen so sehr davor zu verschließen, dass da eine dominante Lady nicht mehr von ihm wollte als klare Vorteile, ließ es nicht voll wieder auferstehen.
Nun sah Sheila mich an. „Kannst du dir vorstellen, wie ich darauf reagiert habe?“, fragte sie mich.
„Du hast natürlich abgelehnt“, entgegnete ich, ohne zu zögern, denn das verstand sich ja eigentlich von selbst.
Sie lachte; und irgendetwas an diesem Lachen gefiel mir nicht. „Oh nein – ich habe angenommen.“
Meine gesamte Umgebung begann, vor meinen Augen zu verschwimmen. Ich kam mir auf einmal vor wie im falschen Film, denn langsam passte ja nun überhaupt nichts mehr zusammen.
Sie hatte seinen Heiratsantrag angenommen? Ja aber wieso denn, wenn er für sie nicht mehr war als ein Sklave und ein Kunde, den sie für gewisse Arbeiten, die sie sonst bei ordentlichen Handwerkern teuer zu stehen gekommen wären, sehr praktisch ausnutzen und auf eine Weise bezahlen konnte, die ihr noch Vergnügen machte?
Und das ging ja alles noch weiter – wenn Sheila seinen Heiratsantrag wirklich angenommen hatte – waren die beiden etwa miteinander verheiratet gewesen? Angesichts dieser Überlegung verschlug es mir wirklich die Sprache.
Wenn ja, dann war seine bislang eher lässlich erscheinende Sünde, mir das verschwiegen zu haben, noch erheblich schlimmer.
Okay, als wir uns getroffen hatten, war er Single gewesen, das war richtig. Und eigentlich spielt die Vergangenheit für die Zukunft einer Beziehung auch keine so große Rolle, so, wie ich es sehe.
Trotzdem – eine Ehe, und noch dazu eine mit einer Domina, das hätte er mir unbedingt sagen müsse.
In meinem Kopf formten sich langsam erste Überlegungen dazu, wie ich ihm dieses Versäumnis heimzahlen könnte. Denn das würde ich ihm garantiert nicht so einfach durchgehen lassen.
Allerdings war noch ja überhaupt nichts definitiv. Inzwischen brannte ich darauf, die Geschichte vollständig zu hören. Ich war so ungeduldig, dass ich jetzt die weitere Befragung von Phil am liebsten selbst übernommen hätte.
Auf der anderen Seite wollte ich es Sheila gegenüber natürlich auch nicht erkennen lassen, wie sehr mich diese überraschenden Enthüllungen aus der gemeinsamen Vergangenheit der beiden getroffen hatten.
Niemand gibt einem anderen Menschen gegenüber gerne eine Schwäche oder Verwundbarkeit zu; und für eine Domina gegenüber einer anderen, die noch dazu demnächst die Kollegin oder vielmehr besser gesagt die Chefin werden sollte, beruflich betrachtet, ja nun erst recht nicht.
Es blieb mir nichts anderes übrig, ich musste einfach abwarten, was sich da so alles weiter ergeben würde.
Und ihr müsst nun auch die Fortsetzung abwarten – bis nächste Woche!