Ein neuer Job
Ja, was soll ich sagen? Ich habe einen neuen Job. Wann ich anfange, kann ich selbst bestimmen. Beziehungsweise, natürlich hat mein alter Arbeitgeber da noch ein Wörtchen mitzureden; aber dem steige ich notfalls aufs Dach. Wenn man mich ohnehin los werden will, kann das ja auch gleich passieren, sobald ich meine Urlaubstage abgefeiert habe. In einem Monat fange ich dann beim Anzeigenblatt an. Und wehe, Philipp spielt nicht mit.
Die Bedingungen sind nicht ganz so grandios wie die beim Magazin; und die waren auch eher angegammelte Grande Dame. Aber egal – ich sitze nicht auf der Straße. Sie wollen Näheres wissen? Na, hören Sie; was ich verdiene, geht Sie ja nun wirklich nichts an! Außerdem will ich niemanden langweilen.
Jedenfalls, ich hüpfe geradezu aus der Kneipe. Wobei ich mir den Freudenschrei aufspare, bis Deinar mich bei meinem Auto abgeliefert hat und ich allein bin. Eine emotionale Entgleisung am Abend reicht.
Einmal vom Himmel in die Hölle und zurück – in weniger als vier Stunden. Die Leistung soll mir erst einmal einer nachmachen! Ja, gut, es ist nicht meine Leistung. Nicht nur meine Leistung. Angestoßen hat das Ganze Philipp, der Rest war dann eine Frage des Bedarfs beim Anzeiger und der ausgesprochenen Freundlichkeit von Deinar.
Trotzdem – mir ist nach Feiern zumute. Nur, wer einen solchen Absturz hinter sich hat wie ich den um sechs, von Job auf null in zehn Minuten, der weiß zwar die umgekehrte Beschleunigung vielleicht sogar mehr zu schätzen, aber er ist auf der anderen Seite auch praktisch wie erschlagen. Nicht dass ich nun müde wäre; dafür bin ich zu aufgekratzt. Aber die Energie ist alle.
Wäre es nicht schon halb zehn, ich würde jetzt einfach Philipp anrufen und mich überschwänglich für seine Hilfe bedanken; und wer weiß, was dabei sonst noch herauskäme. Aber um diese Zeit … Nein, das tut man nicht.
Ach ja? Aber Leute auf die Straße setzen, das tut man, ja? Sie zu einer Arbeit antreiben, die man nachher für völlig überflüssig erklärt? Allein schon aus purer Rache sollte ich versuchen, Philipp heute Abend noch auf die Nerven zu gehen.
Am besten denke ich jetzt gar nicht erst lange nach, sondern tue es einfach. Handy rauskramen, sein SMS suchen. Oder seine SMS? Woher soll ich das wissen, welches Geschlecht das Teil hat? Mir reicht es, wenn ich mein eigenes und das von Philipp kenne und beides zusammenpasst.
Er meldet sich mit einer Stimme wie der Schuldirektor beim gerade ausgerufenen Schülerstreik. Das bringt mich schon ins Stottern. Nach mehreren „ich – ja, also – ähm“ kann ich mich endlich selbst rein metaphorisch gesehen in den Hintern treten und meinen Dank formulieren. Natürlich in der Hoffnung, dass er den Ball aufnimmt und ein Gespräch daraus formt. Wer weiß, womöglich gar eine Einladung. Wohin auch immer. Ein Glas Sekt in der Bar zum Feiern, ein Kaffee in seiner Wohnung …
Und was macht der Arsch? Er drückt spartanisch seine Freude aus, bedankt sich ebenfalls – und legt einfach auf.
Jetzt ist er fällig! Ich gebe zu, vielleicht hätte ich ihm in den letzten Tagen nicht so viele Beleidigungen um die Ohren hauen sollen, aber, verdammt, er ist es schließlich, der bei mir alles durcheinander gebracht hat; da werde ich doch wohl noch angemessen reagieren dürfen, oder? Deinar fand es schließlich auch völlig normal, dass ich geheult und getobt habe. Nur Philipp, derjenige, der den ganzen Affentanz dirigiert, der blockt alles ab.
Na warte – dir werde ich es zeigen! Noch heute Abend werde ich dich brüllen lassen vor Schmerz. Hilflos wirst du mir ausgeliefert sein!
Ich kann es auf einmal kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Der Rechner ist noch an; also gleich die Stelle suchen, bei der ich aufgehört habe. Und weiter im Text:
„Auf einmal wird die Gier übermächtig, Peter zu spüren. Seinen Rücken statt dem des Fremden mit roten Streifen zu versehen. Ihn so um den Verstand zu bringen, dass er nichts mehr von seiner Umgebung wahrnimmt. Ich wende mich zu ihm um. Im Nachhinein erkenne ich, wie geschickt sie war mit ihrer Fesselung – durch die gebückte Haltung wird alles vor den Zuschauern versteckt, wovon es Peter bestimmt absolut peinlich wäre, es offen zu zeigen. Gleichzeitig jedoch gibt es in dieser Position eigentlich keine erlaubte Stelle, die für mehr oder weniger zärtliche Hiebe zugänglich wäre. Sie scheint meine Gedanken zu erraten. Mit festem Griff umfasst sie Peters Schultern und zieht so lange nach vorn, bis er den Wink versteht und vom Stuhl halb herabkriecht, halb herabfällt.“
Ist das technisch überhaupt denkbar, wenn er rittlings darauf sitzt? Eigentlich nicht. Aber durch solche Kleinigkeiten kann ich mich nun wirklich nicht beeindrucken lassen. Ich will zuschlagen; alles andere ist unwichtig. Also weiter im Text.
„Er landet direkt in der Hockstellung, mit hoch emporgerecktem Hinterteil. „Ist es so besser?“ fragt sie süffisant. „Überlässt du mir den Anfang?“ Ich nicke. Sie nimmt mir für kurze Zeit die Gerte aus der Hand. Ganz sanft beginnt sie damit, lediglich die Spitze über Peters Po streifen zu lassen. Nach einer Zeit, die mir unendlich lange vorkommt, wird aus dem Streifen ein kleiner Klaps, ein zweiter, ein dritter, mehr. Immer abwechselnd schlägt sie links und rechts. Noch nicht besonders fest, und doch fängt Peter bereits an, sehr unbeholfen auf dem Boden in den Fesseln herumzutanzen. Ein, zwei heftige Hiebe zwischendurch, dann wieder das Streicheln vom Anfang, so wechselt sie eine Weile ab. Peters unterdrücktes Stöhnen ist inzwischen von Dauer. Oft genug zuckt er, noch bevor der Schlag fällt. Aber immer dann, wenn er ihn erwartet, kommt er nicht. Sie schiebt die Gerte zwischen Peters Beine, kratzt mit der Spitze an seinen Eiern. Sein Stöhnen wird lauter; und genussvoller. Und prompt hat er die nächsten schmerzhaften Schwünge weg, mitten auf seinen Arsch, der sich inzwischen schon ein wenig rot färbt.“
Na, ist das nicht eine göttliche Vorstellung? Mir jedenfalls gefällt sie sehr gut. Ein warmer Hintern macht nun einmal ein warmes Gefühl; beim Opfer wie beim Verursacher. Am allerbesten allerdings gefiele mir die Vorstellung, dass Peter – oder vielmehr Philipp – eine solche Szene glücklich hinter sich bringt, und dann nach dem Anziehen auf dem Weg zurück an den Tisch eine seiner Angestellten entdeckt; nein, gleich mehrere der Magazin-Mädels drängen sich da an einem Tisch, tuscheln und lachen. Das wäre es doch! Mal sehen, ob ich so etwas nicht einbauen kann.
Jetzt jedoch wird es erst einmal Zeit, dass ich wieder die Initiative samt Gerte übernehme.
„Noch ein letzter Hieb, der weit heftiger ausfällt als alle zuvor, und sie reicht mir das Instrument ihrer Macht zurück. Nicht ohne mir dabei ganz nahe zu kommen und mir einen Kuss auf die Wange zu geben. Einen Kuss, der nach mehr schmeckt. Eine ungeheuer reizvolle Frau; kein Wunder, dass ihr Sklave ihr so ergeben ist. Unschlüssig stehe ich hinter Peter, der sofort wieder stumm geworden ist. Ob ich das auch hinkriege, wie sie, dass er die Lust im Schmerz sieht? Was denkt er von mir, wenn ich ihn einfach schlage? Ob er mich das entgelten lässt, sobald wir aus dieser Halle wieder draußen sind, womöglich gar im Büro? Es ist gar nicht möglich – nach so etwas kann man nicht weiter miteinander arbeiten, als sei nichts gewesen. In dem Moment, in dem wir uns von der Dame am Nebentisch auf die Bühne haben führen lassen, haben wir beide eine unsichtbare Grenze überschritten, und wir können nicht mehr zurück.“
Habe ich das nicht hervorragend formuliert? Philipp und ich, wir haben am Freitag Abend in der Tat eine Grenze überschritten. Allerdings eine ganz andere als die, die ich hier beschreibe.
Erneut packt mich der Zorn. Warum hat er sich denn überhaupt darauf eingelassen, mit mir einen Abend zu verbringen, und dann auch noch ausgerechnet auf einer solchen Fête, wenn er nichts mit mir anfangen wollte? Was sollte das Ganze? Wollte er mich einfach nur elegant abblitzen lassen? Das hätte er aber auch ohne den ganzen Affenaufstand haben können.
Ja, natürlich – es ist ja nicht so, dass ich völlig unschuldig bin an dem Kuddelmuddel. Aber bleiben wir doch einmal realistisch: Ich habe mich einfach nur in ihn verknallt und irgendwann den Mut gefasst, ihn zu diesem Abend einzuladen. Er nimmt an. Womit rechnet man also als verliebte Gans? Damit, dass da auf der anderen Seite zumindest auch ein kleines Fünkchen schwelt.
Dass er dann mit einer anderen Tussi aufkreuzt, wäre schon so schlimm genug gewesen und ein echter Schlag ins Gesicht, virtuell, wenn sie seine Freundin gewesen wäre. Allein schon die pure Höflichkeit hätte die Frage vorher erfordert, ob sie in meiner Einladung mit inbegriffen war oder nicht. Ich meine, wer mutet einer Frau ohne jede Vorwarnung eine Rivalin zu und wundert sich dann, wenn die ausflippt? Die Frau meine ich. Vielleicht auch die Rivalin – wenn er sie vorher ebenso im Unklaren gelassen hat wie die Frau. Egal. Jedenfalls, Cindy ist ja nicht einmal seine Freundin. Durch welche komplizierten Gehirnwindungen sich diese Schnapsidee ans Licht der Welt begeben hat, kapiere ich bis heute nicht. In Ordnung, die Stimmung ist also erst mal im Arsch. Und was tut der Herr? Erinnert mich an meine beruflich gefährdete Situation. Dann lässt er das gesamte Wochenende über nichts von sich hören – und am Montag schmeißt er mich raus. Wenn das keine schäbige Sauerei ist, dann weiß ich es auch nicht.
Das, was ich ihm zwischendurch verpassen konnte, die eine Ohrfeige und die paar Beschimpfungen – gut, ohne die Vorgeschichte hätte er allen Grund, mich an die frische Luft zu befördern. Aber die Vorgeschichte ist ja nun einmal da; und, verdammt, unter den Umständen war das alles noch viel zu wenig.
Oder hätte ich doch netter sein sollen zu ihm? Ihm keine scheuern, Verständnis zeigen für seine Schwierigkeiten, emotional irgendetwas Ehrliches von sich zu geben, und im Büro den bösen Geschäftsführern ausgeliefert zu sein, gegen die er machtlos ist?
Quatsch.
Außerdem – was interessiert mich das? Wollte ich ihn nicht einfach vergessen?
Allerdings nicht, ohne seinen Hintern noch ein wenig anzuwärmen …
„Ich beginne sehr vorsichtig, zögernd. Aber es ist gar nicht schwer, mit der Gerte umzugehen. Schon bald wage ich es, weiter auszuholen, den Arm richtig schwingen zu lassen. Manchmal bleibt richtig für kurze Zeit ein Streifen zurück, bevor die allgemeine Röte ihn wieder überdeckt. Es ist sagenhaft, unglaublich. Allein das Gefühl, die Reitgerte in der Hand zu halten, dann der Schwung, und der Augenblick, in dem die Spitze auftrifft – berauschend! Vorsichtig fahre ich mit den Fingernägeln über die gut durchblutete Haut. Peter windet sich unter der Berührung. „Hältst du wohl still!“ befehle ich, und es kommt mir so leicht von den Lippen, als sei ich solche Anweisungen gewohnt. Ein zweiter Versuch – und wieder zuckt er weg. Die Strafe folgt umgehend; so fest, dass ihm ein Schmerzenslaut ent …“
Ent-was? Was tut ein Schmerzenslaut? Entweichen? Oh, das klingt eher nach Furz; vor allem in Zusammenhang mit Arsch. Gibt es kein besseres Verb? Entfleuchen hat schon andere Assoziationen – kreuchen. Kreuchen, zu Kreuze kriechen – passt eigentlich. Aber der Stil ist zu altmodisch. Bis sich ein Schmerzenslaut seinen zusammengepressten Lippen entringt? Oh Gott, wie theatralisch! Die ganze Geschichte ist ja nicht gerade höhere Literatur, aber so weit in Richtung Yellow Press muss es nun auch nicht gehen. Ich stelle den Satz einfach um.
„Bis er einen leisen Schmerzenslaut ausstößt.“
Sehen Sie? Geht doch. Und klingt fast völlig ungeschraubt.
„Einen Augenblick halte ich inne, obwohl ich die Hand schon zum zweiten Schlag erhoben habe. Aber etwas ist übermächtig in mir; und die Hand schwingt nach unten, unbarmherzig. Ich spüre ein schweres Kribbeln im Unterleib. Ich will ihn noch einmal hören, diesen Laut. Noch einmal, und noch einmal. Es gelingt mir.“
Es geht doch nichts über das Schreiben – nirgendwo kann man seine Urwut so elegant ausleben – und dafür möglicherweise auch noch Geld kriegen!
Für das Anzeigenblättle ist der Teil möglicherweise zu scharf; aber da wird mir schon noch etwas einfallen. Vielleicht entschärfe ich alles ein wenig und packe den pikanteren Inhalt einfach in eine fiktive Leserfrage. Männe beschwert sich, wie gemein seine Domme ihn behandelt hat, und ich belehre ihn hochnotpeinlich politisch korrekt über Konsensualität und so weiter. Damit kann man die geilen Voyeure ohne Rücksicht auf Einverständnis ebenso zufrieden stellen wie die Oberlehrer im Fach SM.
Aber jetzt ist erst einmal Feierabend. Schlafenszeit!
***
Mein erster Gedanke am nächsten Morgen gilt – Philipp. Ja, ich weiß – ich hatte mir fest vorgenommen … Aber ich habe einen guten Grund; ich bin entschuldigt, sozusagen. Ich muss nämlich, so schnell wie möglich, das Ende meiner Tätigkeit beim Magazin geregelt bekommen, damit ich den neuen Vertrag festklopfen kann. Und dafür ist Philipp nun einmal mein Mann; wenn schon sonst nicht.
Ein erster Anruf gleich um acht, ich noch ungeduscht und bloß mit einem Schluck Tee als Stärkung, ergibt seine Abwesenheit bis zum frühen Nachmittag. Wo er ist und was er macht sagt man mir nicht; als sei ich schon längst keine Mitarbeiterin mehr, sondern ein Fremder von draußen, der nach dem need-to-know-Prinzip eigentlich gar nichts wissen darf.
Nicht, dass es mich interessiert, wo der Kerl sich herumtreibt; aber meine Angelegenheit ist mir wichtig genug, notfalls auch bei etwas dazwischenzuplatzen. Ich meine, ich finde das ohnehin immer lächerlich, diese Firmen, in denen nichts mehr geht, sobald eine Person anderweitig beschäftigt ist.
Natürlich könnte ich versuchen, mit Meisig zu reden; allerdings, da ist es mir doch lieber, auf Philipp zu warten. Obwohl mir das gewaltig auf den Keks geht. Ich will jetzt wissen, was wird; jetzt sofort!
Zum Glück muss ich mich bei Deinar erst „irgendwann im Lauf der nächsten Tage“ melden. Als ob er schon gewusst hätte, so schnell wird alles nicht perfekt.
Was um Himmelswillen mache ich jetzt die ganze Zeit bis nachmittags? Bürokratisch ist nichts zu regeln; von Job zu Job hopsen bedeutet ja vorteilhafterweise, dass andere den Verwaltungsaufwand haben und ich nur Unterlagen weiterreichen muss.
Also schreibe ich noch ein bisschen; was sonst. Die Wohnung aufräumen vielleicht? Oder bummeln gehen? Als ob Blaumachen, wenn es erlaubt ist, weil man Urlaub hat, noch irgendeinen Reiz hätte. Zumindest so lange man, wie ich, einfach nur darauf brennt, irgendwelche Fakten zu schaffen, kann die schlimmste Kaufsucht mich zu nichts anderem als Nörgelei verführen.
Also zurück zu Peter in seiner ungeheuer würdevollen Stellung.
„Peters Erregung wird immer heftiger; ich kann es hören, sehen, fühlen, und beinahe auch auf der Zunge schmecken. Aber müssen wir nicht auch an die Zuschauer denken? Ich bin sicher, so langsam wird es denen langweilig, uns zuzusehen. Hilfesuchend wende ich mich an meine neue Freundin. „Wird es nicht Zeit aufzuhören?“ frage ich. Sie nickt. „Mit dieser Sache schon. Aber ich denke, wir haben noch etwas anderes vorzuführen.“ Sie nimmt mich bei der Hand und führt mich ein paar Schritte von Peter weg. Wie durch Zauberhand übermittelt hält sie plötzlich ein Seil; ein weißes Seil. Sie sieht mich fragend an. „Magst du?“ Ob ich mag? Ob ich was mag – verknotet werden? Wieso denn ich? Nein, ich mag nicht; definitiv nicht! Natürlich mag ich nicht. Oder vielleicht doch? Während ich noch schwanke, hat sie mich bereits sanft umgedreht. Was den guten Effekt hat, ich muss niemandem mehr ins Gesicht sehen, weil mein Rücken den Zuschauern zugewendet ist. Was ich sehe, ist jetzt nur links die Bar, rechts der kleine Gang zu irgendwelchen hinteren Räumen, und die Wand. Es entspannt mich merklich, nicht mehr beobachtet zu werden. Mit zwei geschmeidigen Schritten geht sie um mich herum, steht vor mir. Sanft streicht sie über meine Wange. „Keine Angst – ich bin ganz vorsichtig. Und nur wenige Minuten noch, dann hast du alles überstanden.“ Noch ein leichter Kuss direkt auf meine Lippen, und sie legt mir das Seil um Brust und Arme, dann durch den Schambereich. Ein kräftiger Ruck zwischendurch lässt mich gleichzeitig erschrecken und erschauern, doch schon ist alles wieder locker. Nur kurz hat sie mir gezeigt, wie sehr sie mich bereits im Griff hat, obwohl sie vor einer Stunde noch eine Unbekannte war. Sie nestelt weiter, verbraucht das Seil in unglaublicher Geschwindigkeit. Mit meinen Armen, die etwas im Weg sind, hantiert sie dabei, als sei ich eine Gummipuppe; ein seltsames Gefühl. Am Schluss wird etwas auf dem Rücken fixiert. Währenddessen schaue ich an mir herunter. Wunderschön sieht das aus, dieses weiße Muster auf meinem dunkellila Latexanzug. Aber sie ist noch nicht fertig. Kaum hat sie mich so geschickt in ein Netz verschnürt, nimmt sie mich bei den Schultern, dreht mich in ihren Armen um, und präsentiert mich den Zuschauern. Ich fühle mich unbehaglich, so von allen angestarrt zu werden; und daran kann auch der Beifall nichts ändern, der an vielen Stellen zu hören ist. Unwillkürlich strafft sich meine Haltung; gerade und hochgewachsen fühle ich mich auf einmal. Schön fühle ich mich. Und sicher, in ihren geübten Händen. Bewegen kann ich mich kaum. Ich könnte weglaufen, ja; meine Beine sind völlig frei. Doch, will ich das? Sie legt eine Hand gegen meinen Rücken, greift nach einem der Seile. Es ist das, was durch meinen Schritt führt. Schon spüre ich den zunehmenden Druck. Und meine Reaktion darauf.“
Puh – ich brauche eine Verschnaufpause.