Ein Traum hat sich erfüllt
Ich weiß nicht, wie lange wir beide dort gelegen haben, auf dem harten, kalten Boden des Zimmers im Domina Studio. Robins ganzer Körper zuckte konvulsivisch, so sehr weinte er. Dabei war ich mir ganz sicher – er hatte in seinem Leben noch nicht oft geweint, und bestimmt nicht in jüngster Zeit.
Männer weinen ja nicht …
Das macht es so ungeheuer erschütternd, wenn sie es dann doch tun.
Ich sprach nicht, ich hielt ihn nur fest, streichelte ihn. Der Aufruhr in mir wurde mit jedem Schluchzen von ihm größer. Hatte ich doch etwas falsch gemacht? Hatte ich nicht seine Schale durchbrochen, um einen Traum war zu machen, sondern um etwas Wertvolles in ihm zu zerstören?
Eine namenlose Angst hielt mich gepackt; die mit jeder Sekunde größer und erstickender wurde.
Ihr müsst ja gar nicht so hämisch grinsen; natürlich haben dominante Frauen manchmal Angst, etwas falsch zu machen; vor allem während der ersten Sadomaso Sessions, wo man den Partner noch nicht so gut kennt.
Bei Robin war ich schon ziemlich heftig vorgegangen; so radikal hatte ich vorher noch nie eine erste Session gestaltet.
Dann wurde sein Schluchzen leiser, und auf einmal ging es wie ein Ruck durch ihn hindurch. Er richtete sich auf, zog mich mit hoch. „Das ist viel zu kalt und unbequem für dich“, murmelte er.
Das heißt, ob er Sie oder du sagte, konnte ich im Englischen ja nicht hören. Was ich, nicht zum ersten Mal, extrem bedauerte.
Er stand mühsam auf, und obwohl er schwankte wie jemand nach einem Fieberschub oder einer schweren Anstrengung, half er mir doch hoch; allerdings musste ich ihn erst einmal stützen, als ich wieder auf meinen Füßen stand.
Er presste mich an sich, so stark, dass es weh tat. Trotzdem hielt ich still und beschwerte mich nicht.
Endlich sagte er wieder etwas. „Danke“, flüsterte er. „Es – es war ganz anders als in meinem Traum, und trotzdem ganz genauso. Ich – ich habe die Dinge gespürt, die ich im Traum gespürt habe.“
Ein wilder, heißer Stolz erfüllte mich. Ich hatte es geschafft. Ich hatte Robin das Erlebnis verschafft, nach dem er sich gesehnt hatte; ich hatte dafür gesorgt, dass sich sein Traum für ihn erfüllte.
An die Stelle der namenlosen Angst trat eine ebenso namenlose Zärtlichkeit ihm gegenüber, die mich vollständig erfüllte.
Wir standen noch lange da, die Arme umeinander gelegt, bis endlich der Alltag, der sich nach und nach begonnen hatte zurück zu schleichen in unser Bewusstsein, wieder die Oberhand hatte und die Herrschaft übernahm.