Denkfehler
Leider habe ich einen kleinen Fehler gemacht, indem ich meine Bereitschaft erkennen ließ, mich von ihm belehren zu lassen – der erste Vortrag folgt auf dem Fuße. Dabei lerne ich dann wenigstens, die SPD ist derzeit noch die führende Partei im Stadtstaate. Nicht dass man heutzutage einen großen Unterschied bemerken könnte zwischen Konservativen und Sozialdemokraten; außer vielleicht dass die Konservativen mehr von der Wirtschaft verstehen. Manchmal täte ein wenig Konservativismus der SPD auch nicht schlecht. Ein Besinnen auf die alten Werte, meine ich. Aber warum für die sorgen, die einen mit hochgetragen haben – dazu will man doch nach oben, damit man möglichst viele andere treten kann. Macht korrumpiert, oder so ähnlich. Na, das Problem wird bald gegessen sein; Lahning befürchtet einen klaren Machtwechsel bei den nächsten Kommunalwahlen in zwei Jahren. Was wird dann eigentlich aus ihm? Schade, das kann ich ihn schlecht fragen.
Eine interessante Party
Nachdem ich mich in den blauen Samt gezwängt habe, traue ich mich kaum nach draußen. Irgendwie komme ich mir völlig daneben vor, wie eine Marionette im falschen Stück. Wie habe ich mich bloß auf eine solche Unternehmung einlassen können?
Etwa 20 Mal versuche ich, mir im kleinen Badezimmerspiegel den beruhigenden Eindruck guten Aussehens zu verschaffen – vergebens. Das Kleid hat mir doch immer gut gestanden – weshalb komme ich mir ausgerechnet heute darin vor wie ein schief gewickelter Laternenpfahl?
Ich werde zur Superhausfrau
Nein, Evelyn lehnt ab. Sie will den ganzen Mist nicht noch einmal durchgehen; wenn ihr meine Antworten nicht passen, soll ich mir einfach eine andere Frau suchen zum Interviewen. Gut, vielleicht habe ich mich ein wenig ungeschickt ausgedrückt, aber ein Grund, so grob zu reagieren, ist das noch lange nicht.
Als das Telefonat beendet ist, sind wir beide beleidigt und haben uns recht kühl voneinander verabschiedet. Ob ich jetzt auch auf dem Weg sei, ein typisches Weibchen zu werden, das nur einem Herrn und Meister treu sein will, hat sie mich zwischendurch schnippisch gefragt.
Vorbereitungen auf die High Society
Der ist ja vielleicht eine Nummer! Eine göttliche Vorstellung, mir auszumalen, wie er sich den dezenten, zurückhaltenden, leisen Maibaum vornimmt und ihm erklärt, was er zu tun hat. Schade, dass ich nicht dabei war.
„Aber jetzt mal zu den ernsten Dingen. Sie wollten mich sprechen?“
Mondheim
„Ach ja? Und dann hätten Sie ebenfalls zugestimmt?“
„Ob Sie es glauben oder nicht – ja, hätte ich. Das macht es doch alles viel einfacher. Meinen Sie nicht, ich hätte mir nicht auch schon voller Schrecken ausgemalt, wie absolut unpassend ich mich im Kreis der Auserwählten fühlen werde? Wenn ich daran denke, dass Sie auch da sind, geht es mir gleich viel besser.“
Wieder der SM Zirkel
Ein wenig aufgeregt bin ich, aber ich beruhige mich mit der Überlegung, dass ich schließlich kein Rendezvous vor mir habe, sondern nur die Begegnung mit jemandem, der nett genug scheint, ein Freund werden zu können. Oder der für mich auf Dauer der Niemand bleiben wird, der er noch gestern war. Auf jeden Fall wird das kleine Abenteuer einen weiteren frustrierenden Abend allein zu Hause verhindern wie den gestern. Das allein ist schon Grund genug, keinen Rückzieher zu machen, selbst wenn mir zwischendurch ein paar Male danach ist.