Ladenhüter
Was die Entwicklung bei meiner Freundin betrifft, so lässt sich das zwar alles recht gut an, wenn ihr auch die Chemo sehr zu schaffen macht. Aber sie sagt, sie hat überhaupt keine Energie, daneben auch nur irgendetwas zu arbeiten. Es reichte ihr nicht einmal die Versorgung, die ich ihr bieten konnte – was so bekochen, bemuttern, Chauffeur spielen und so weiter anging; und so ist sie zu ihren Eltern gegangen, wo sie bleiben wird, bis die Chemo abgeschlossen ist.
Da wird man sie wahrscheinlich betüddeln wie ein kleines Kind, aber wahrscheinlich braucht sie das. Das verstehe ich. Aber so ganz passen tut es mir nicht, das alles. Sie ist jetzt weit weg von hier.
Was bedeutet, dass nunmehr ich zum „Ladenhüter“ degradiert worden bin. Das heißt, dass ich nicht nur den Umbau beaufsichtigen muss, also den Ausbau des SM Teils des Shops, der ja nur eine kleine Ergänzung zum ursprünglichen Shop sein soll, sondern auch für die Boutique zuständig bin. Ich habe alles am Hals, und zwar alleine, ohne dass sie auch nur für Rückfragen da ist.
Ich kann euch sagen, ich komme mir irgendwie ein bisschen ausgebeutet vor. Ich habe ja nichts dagegen, einer in Not geratenen Freundin zu helfen – aber wieso ist jetzt auf einmal deren gesamtes Leben meine Verantwortung?
Wie kommt es, dass sie von mir erwartet, ich würde nun Monate um Monate hier verbringen, ihren Laden über Wasser halten, einen neuen Verkaufs-Zweig aufziehen und so weiter? Dass ich mich um ihre Wohnung kümmern muss, darüber will ich gar nicht reden; da wohne ich ja schließlich auch. Also putze ich dort, kaufe ein, gieße die Blumen und so weiter.
Aber was habe ich mit ihrem geschäftlichen Leben zu tun?
Ich wollte kurz einspringen, um ihr in einer Notlage zu helfen – und nun habe ich alles wie einen Klotz am Bein.
Dabei fehlt mir England. Auch wenn Phil und ich aus der ersten rosaroten Blütezeit unserer Lieber schon längst herausgerutscht sind – ich sehne mich nach ihm. Gerade seine Vertrautheit, die dafür verantwortlich ist, dass sich ein bisschen Langeweile eingeschlichen hat, scheint mir jetzt überaus begehrenswert.
Ich sehne mich auch nach dem Dominastudio.
Ich könnte mir natürlich jetzt auch hier ein Studium suchen und dort wenigstens stundenweise arbeiten. Aber dafür habe ich keine Zeit; ich bin vollauf mit dem Laden beschäftigt, der mich ja eigentlich gar nichts angeht, und jetzt doch mein Leben füllt.
Das einzige Freizeitvergnügen, das ich mir gönne, das ist es, ab und zu mal zum Stammtisch zu gehen oder mir auch ein privates Treffen mit dem einen oder anderen devoten Mann dort zu gönnen.
Insgesamt bin ich nicht sehr zufrieden damit, wie sich das alles entwickelt hat; aber da hänge ich jetzt fest. Meine Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft haben mich in diese beschissene Lage gebracht, in der ich jetzt ausharren muss, bis meine Freundin wieder richtig auf den Beinen ist. Und das kann ein Jahr oder länger dauern, wie ich erfahren habe …
Es geht hier halt nicht nur um das körperliche Bewältigen, sondern auch um das seelische.
Nun denn, so ist es eben jetzt, da hilft mir nur eines – Augen zu und durch.
Immerhin gibt es ja schon noch das eine oder andere angenehme Erlebnis in meinem Alltag, und von einem dieser Erlebnisse werde ich euch beim nächsten Mal berichten.
Sorry, dass der Blog Beitrag heute so jammerig geworden ist und so komplett ohne SM; aber manchmal brauche ich das einfach. Wenn es euch nicht gefällt, dass eine Domina auch Alltagssorgen hat, dann könnt ihr ja wegschauen.
Schließlich zwingt euch ja niemand, diesen Blog zu lesen, ihr lieben devoten Sklaven, nicht wahr? Oder hatte ich euch etwa eine Züchtigung für den Fall angedroht, dass ihr hier nicht regelmäßig die neuen Beiträge lest?
Na, selbst wenn – das wäre für euch doch nur ein Grund, gerade das nicht zu tun, richtig? Oder wie war das …