Im Domina Studio Teil 7
21. Mai 2011
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Erst jetzt erkennt er den Sinn der dünnen Lederbänder, die Alexander an seinen Hand- und Fußgelenken trägt. Es ist kein Schmuck; Haken sind daran, an denen sie nun die Ketten befestigt. Sehr knapp; er hat kaum noch Bewegungsfreiheit.
Rasch geht es, geübt, wie schon tausendmal wiederholte Handgriffe.
Wie kommt es, dass jemand das mit sich geschehen lässt? Danach ist er ihr doch vollständig ausgeliefert!
Im Domina Studio Teil 6
14. Mai 2011
Diesmal kommt niemand, ihm zu öffnen, nur ein leises Brummen signalisiert ihm das Entriegeln der Tür, verstärkt sich beim Aufdrücken zu einem kurzen Crescendo, bricht abrupt ab.
Der Gang, an dessen Ende die sonnengelbe Tür offen steht, kommt ihm bereits vertraut vor. Es ist heller heute; zwei weitere Lampen, schlichte Glashalbkugeln, spenden Licht.
Im Domina Studio Teil 5
6. Mai 2011
Der Rest des Tages vergeht in Hektik. Die Wäsche in den Trockner stecken, pünktlich um halb eins zum Mittagessen bei seinem Bruder auftauchen, wo seine zwei kleinen Neffen ihm auf die Nerven gehen, danach Geld holen, einen Tausender, was die Dame am Schalter zu einem verwunderten Blick veranlasst, als wisse sie, was er vorhat damit, einkaufen, alles wegpacken, Hemden bügeln, mit dem Staubsauger durch seine drei Räume gehen, das lose Regalbrett wieder anbringen, die Bücher einräumen, die Anträge für die Steuererklärung aus dem Internet downloaden, die seine Schwägerin braucht, den Kollegen anrufen, mit dem er abends einen trinken gehen wollte, sich bei seinem besten Freund melden, den er in den letzten zwei Wochen vernachlässigt hat, vor der Kneipe einen Parkplatz suchen, sich dem lauten, verschwitzten, rauchigen Cowboygenuss eines Männerabends überlassen.
Im Domina Studio Teil 4
29. April 2011
So hat er sich das letzte Mal gefühlt, als er den Brief gelesen hatte, der ihm seinen jetzigen Job zusagte. Ein berauschendes Hochgefühl wird abgelöst von nervöser Angst, der protestierende Ablehnung folgt, bevor der Zyklus von vorne beginnt.
Er geht, läuft zurück, hält es nicht aus in der stickigen, altbackenen Ruhe seiner Wohnung, nimmt das Auto, fährt zum Bahnhof, wo es immer etwas zu essen gibt, rund um die Uhr. Neben dem Delikatessengeschäft mit seinen himmelschreiend hohen Preisen ist ein Zeitungskiosk, der auch Zigaretten hat.
Im Domina Studio Teil 3
22. April 2011
Wie lange er wohl schon wartet? Er hat lange am Andreaskreuz gestanden; Erschöpfung nach einer langen Arbeitswoche mehr als alles andere hat ihn dann zur Fußbank getrieben.
Einen wahnwitzigen Moment lang war er bereit, sich stattdessen in den Sessel fallen zu lassen.
In der kurzen Auseinandersetzung zwischen Provokation und „das gehört sich einfach nicht“ hat die Vernunft gesiegt.
Im Domina Studio Teil 2
16. April 2011
Dumpf summt es in den Tiefen des Hauses, das ihm so leer vorkommt, wie die dunklen Fensterhöhlen es erwarten lassen.
Nichts geschieht. Jetzt, wo er da ist, ist er auf einmal ungeduldig, wie rasend, beinahe zornig. Er will hinein. Gerade will er das Klingeln wiederholen, nach endlosen Minuten, wie es ihm scheint, in denen nichts geschieht, die doch nur Sekunden sind, da hört er Schritte.