Erziehung am Telefon

Die Burgherrin und der Fremde – Teil 6

22. Oktober 2010

Der Marschall verstand sofort, was in ihrem Kopf vorging. Eilfertig holte er das Folterinstrument, das dafür benötigt wurde. Es sah aus wie ein Holzkreisel; allerdings ein sehr großer, ein riesiger Holzkreisel.  Oben lief er spitz zu, aber an seiner breitesten Stelle unten füllte er einen Handteller. Und zwar den kräftigen Handteller des Marschalls, nicht den schmalen, zierlichen Handteller der Burgherrin.
Noch immer lächelnd drehte Gerlin den Kreisel zwischen den Händen. „Spuck mal drauf, dann flutscht es besser“, sagte sie zum Marschall.

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Die Burgherrin und der Fremde – Teil 5

13. Oktober 2010

„Wer bist du wirklich?“, war Gerlins erste Frage. Denn inzwischen war ihr klar geworden, dass der Fremde keineswegs der sein konnte, der er vorgab zu sein. Kein echter armer Ritter hätte ihr Angebot ausgeschlagen, die Nacht in ihrer Kemenate zu verbringen und stattdessen das Strohlager vorgezogen.
Das heißt, es mochte schon sein, dass der Fremde wirklich ein armer Ritter war – aber keiner, der einfach nur auf der Suche nach Kost und Logis durch die Lande zog. Denn der hätte sich immer für den gewohnten Luxus entschieden und hätte in der Nacht das Zimmer mit ihr geteilt; keiner hätte dieser Einladung widerstehen können.

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Die Burgherrin und der Fremde – Teil 4

7. Oktober 2010

Wie einen Mehlsack hatte der Marschall den gefesselten Fremden über der Schulter getragen, und wie einen Mehlsack ließ er ihn im Folterkeller auf den Boden plumpsen. Ausruhen konnte der Fremde sich dort jedoch nicht; denn sofort löste der Marschall die Stricke, die bisher als Fesseln gedient hatten, und legte dafür seine Hand- und Fußgelenke in eiserne Ringe, an denen sich stabile eiserne Ösen befanden.
Von diesen Ringen gab es sehr viele im Folterkeller; manche waren an den Wänden befestigt, andere lagen einfach herum.

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Die Burgherrin und der Fremde – Teil 3

30. September 2010

Bei ihrer Rache an dem unverschämten Fremden, der es gewagt hatte, ihr Angebot auszuschlagen, die Nacht mit ihr zu verbringen, konnte der Burgherrin Gerlin natürlich nur einer helfen – ihr Burgmarschall.
Mithilfe der an der Wand angebrachten Klingel rief Gerlin ihn herbei. Er war ziemlich erstaunt, sie in ihrer Kemenate alleine vorzufinden. Als sie ihm erklärt hatte, was geschehen war, war er nicht minder empört als sie selbst und verlieh seiner Empörung auch mit kräftigen Worten sehr lautstark Ausdruck.

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Die Burgherrin und der Fremde – Teil 2

23. September 2010
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Als die Burgherrin in ihrer Schönheit sich dem Kamin näherte, stand der Fremde auf und verbeugte sich vor ihr.
Wohlwollend betrachtete sie ihn. Der Marschall hatte sich wirklich Mühe gegeben, ihn herzurichten. Er war sauber, und er war gut gekleidet. Seine blonden Haare glänzten im Widerschein des Feuers und waren nach der Wäsche ganz fein und weich und lockig. Wie eine Aureole lagen sie um seinen Kopf herum.

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Die Burgherrin und der Fremde – Teil 1

16. September 2010

Wutentbrannt stürmte die Burgherrin den Flur entlang in ihre Kemenate und knallte die Tür hinter sich zu, dass es nur so schepperte. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? Sie hatte so viel für ihn getan, und das war nun der Dank dafür?
Er war zwar ein Ritter, und ihr insofern vom Geburtsrecht her ebenbürtig, aber er stammte aus einem derart verarmten Geschlecht, dass ihm kaum das zerrissene Hemd an seinem Leib gehörte. Eine Rüstung hatte er schon gar nicht gehabt, und selbst als er seine mickrige, halb zerfallene Burg verkauft hatte, waren noch Schulden übrig geblieben, sodass er auch sein Pferd hatte hergeben müssen.

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