Liebeskugeln
Sie zieht geräuschvoll die Luft ein. „Menschenskind! Hast du etwa die Seiten gewechselt?“
„In den meisten von uns stecken doch beide Neigungen,“ bemerke ich leichthin.
„Und deshalb bist du schnurstracks zur Sub geworden?“ empört sie sich. „Das kannst du mir nicht erzählen!“
Er ist kein Sub …
„Lass es mich einmal ganz knapp und brutal zusammenfassen. Ich liebe sie nicht. Nicht mehr; schon seit vielen Jahren nicht mehr. Da war einmal etwas zwischen uns, und es war stark genug, mich auf meinen Weg zu bringen, weil sie davon geträumt hat. Was sie nicht wusste, was ich nicht wusste war, dass jeder Schritt auf diesem Weg mich weiter von ihr entfernt hat. Aber wir sind eine Zweckgemeinschaft, und manchmal bindet das noch mehr als Gefühle. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich mich daraus lösen kann.“
Eine schmutzige Welt
Ich komme erst wieder zu mir, als er mich längst losgemacht, mir die Maske abgenommen hat und mich festhält, den zitternden Aufruhr meines Körpers an sich presst, meine Haare, meine Stirn, meine Wangen mit Küssen überhäuft. Er muss beinahe mein gesamtes Gewicht halten; ich kann kaum stehen.
Auf meinem Rücken ist ein Vulkan ausgebrochen und ergießt unaufhörlich seine Lava.
Ich schreie
Danach stürze ich zurück an mein Notebook. Was für ein wundervolles Gerät!
Ich habe ihm noch gar nicht genug gedankt dafür. Wie großzügig er ist, wie fürsorglich. Und wie zielstrebig er in immer mehr Bereiche meines Lebens vordringt, eindringt. Ich bemerke das durchaus, diesen Teilhintergrund seiner Großzügigkeit und Fürsorge.
Und Frauen sollen kompliziert sein?
„Das bist du nicht.“ „Doch, das bin ich,“ beharre ich. „Hätte ich es nicht darauf angelegt, ihn vor dem Zirkel zu blamieren, würde er dich jetzt nicht angreifen.“
„Jetzt vielleicht nicht, aber irgendwann wäre es so oder so gekommen. Ich habe dir ja schon gesagt, du hast dem Zirkel einen großen Gefallen getan. Es ist unabsehbar, was ein solch unbeherrschter Mensch in diesem Kreis für einen Schaden anrichten kann. Ganz zu schweigen von dem Schaden, der dem Kreis selbst daraus droht. Wir müssen sehr sorgfältig auswählen, wen wir aufnehmen. Es gibt viele bei uns, die noch immer mit ihrer Neigung erpressbar sind. Und es läuft dort einiges, was – nun, sagen wir, nicht unbedingt Bestand hätte, wenn jemand zu scharf hinsieht. Man tut sich gegenseitig einen Gefallen, nennen wir das vornehm. Wenn der Falsche davon Wind bekommt, kann das gravierende Konsequenzen haben. Das alles hast du verhindert. Dass du uns Deinar damit nicht endgültig vom Hals geschafft hast, ist unvermeidbar. Und mir ist es dann schon ganz recht, wenn es bald ist. Es trifft mich nicht ganz unvorbereitet; ich habe schon einiges in die Wege geleitet heute Morgen.“
Der begossene Pudel
Sie hat es schon wieder getan.
So oft habe ich sie darum gebeten, ja, geradezu angefleht habe ich sie, mir das zu ersparen. Irgendwer hat sie auf diesen komischen Pott gesetzt, dass devote Männer die Demütigung brauchen wie die Luft zum Atmen und die Finger zum Rubbeln. In Ordnung, gut – wenn es ihr Spaß macht, dafür ertrage ich es, dass sie mich beschimpft, mich herumkommandiert wie einen kleinen Jungen, der noch Windeln trägt.