Psychopathen im Internetland Teil 1
Auch unter den SM’lern gibt es einzelne psychisch Kranke. So wie in allen Gruppen, die man nach irgendeinem Unterscheidungsmerkmal zusammenstellt. Da sind wir ganz normal und weisen keine Besonderheiten auf im Vergleich zu anderen.
Darauf spiele ich jetzt aber gar nicht an. Hier geht es vielmehr um eine besondere Art des Verhaltens, bei der man sich streiten kann, ob sie nun bereits krankhaft ist oder nur so hanebüchen unvernünftig, dass sich einem die Haare sträuben.
Besonders Frauen, die in den Kontaktmärkten aktiv sind oder in Chats, können ein Lied davon singen.
Das Internet ist schnelllebig. Kontakte entstehen, Kontakte brechen ab. Kontakte, aus denen eine Lebensgemeinschaft entsteht, sind keinesfalls die Regel, und auch länger dauernde Freundschaften und Spielbeziehungen sind doch eher selten. Meistens sind eigentlich beide Seiten froh, wenn man irgendwann nichts mehr voneinander hört und/oder einer von beiden endlich den Mut findet, ausdrücklich das Ende einzuläuten. Sich einfach nicht mehr zu melden, also die erstere Form, ist sicher nicht ganz höflich, aber erstens manchmal unvermeidlich, und zweitens nun einmal in diesem Gebiet die häufigere – und einfachere.
Denn: So gut sind die meisten Kontakte ja nun wirklich nicht, die über das Internet entstehen.
Normalerweise ist das auch völlig unproblematisch, dass man wieder auseinander driftet. Es passiert einfach, und es stört einen auch nicht groß. Es gibt einfach ein paar Mails weniger, die man schreiben und lesen muss, oder man vermeidet vielleicht eine Weile lang einen bestimmten Chatraum.
Aber: Es gibt auch die, die glauben, nur weil man einmal etwas mit ihnen zu tun hatte, sei man ihnen nun für das ganze Leben verpflichtet.
Die ein „Nein“ selbst dann nicht verstehen, wenn es ausdrücklich kommt.
Die nach einem solchen Schweigen, das eigentlich den Anfang vom Ende einläuten soll, dann auf einmal viel mehr und viel längere Mail schreiben können als vorher, und das auch tun. Voll mit Heulen, Schluchzen, Vorwürfen, Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen.
Die selbst vor wiederholten Anrufen nicht zurückschrecken und einen überhaupt nicht mehr in Ruhe lassen.
Kurz: Die sich benehmen wie ein Psychopath in einem schlechten Film.
Nun könnte man sich ja auch geehrt fühlen, der Gegenstand solcher unstillbarer Sehnsucht zu sein, die sich ein Leben ohne uns nicht vorstellen kann. Wie ein Gegenstand kommt man sich allerdings vor; nämlich wie der zufällige Stolperstein sozialer Inkompetenz.
Kann man solche Situationen vermeiden?
Ja – wenn man sich aus allen Kontaktmöglichkeiten des Internets heraushält … Ansonsten nicht. Leider. Hat man im Alltag bei realen Kontakten vielleicht noch das Gespür, dass mit jemandem etwas nicht stimmt, und kann sich von ihm gleich fernhalten, so taugt dieses Gespür bei geschriebenen Worten, ohne die Verstärkung durch Gestik und Mimik, sehr wenig.
Man muss einfach immer die Augen offenhalten, immer vorsichtig sein, besonders mit den eigenen Daten, immer alles hinterfragen,, ständig Misstrauen zeigen (dass man es sich damit nicht gerade leicht macht, Kontakte zu finden, ist ein anderes Problem) – und sobald einem etwas komisch vorkommt, sehr schnell und entschieden reagieren.
Unser eigenes soziales Gewissen, das sagt, man müsse sich immer um alle kümmern, denen es schlecht geht, das ist es ja, womit uns solche Psychopathen an der langen Leine halten. Dieses Gewissen hat ja auch seinen Sinn – aber nicht dort, wo uns jemand mit seiner Hilfe in Wirklichkeit nur manipuliert.
Kann man etwas tun, um den Schaden zu begrenzen, wenn solche Situationen schon nicht vermeidbar sind?
Ja – es gibt ein paar Dinge, die helfen können (nicht müssen). Am besten sucht man sich das, wovon man glaubt, dass es helfen kann, oder überlegt sich etwas eigenes. Gut ist es auch, andere um Rat zu fragen.
Eine Männerstimme im Ohr, wenn man eigentlich einer Frau etwas vorjammern und sie ein wenig belästigen wollte, kann Wunder wirken. (Wobei eine schöne schrille Trillerpfeife auch ihre Dienste tut.) Und dazu kann man doch bestimmt einen Bruder oder Nachbarn oder platonischen Freund überreden. Wobei ich persönlich eher der Pfeife vertraue. Brutal, aber wirksam.
Ansonsten: Niemals Festnetznummer herausgeben. Eine Handynummer tut es auch. Männer teilen in der Regel ohnehin nie etwas anderes mit. Und bei den meisten Handys kann man bestimmte Nummern sperren. (Bei manchen Providern übrigens auch bestimmte Mailadressen – eine sehr nützliche Einrichtung; nur gibt es das nicht überall.)
Aber auch mit dem wirklichen, vollständigen Namen und dem Wohnort muss man vorsichtig sein. Alle drei Angaben auf einmal, Vorname, Familienname und Ort, sind nur etwas für die Menschen, bei denen man einigermaßen sicher sein kann, dass dieses Vertrauen gerechtfertigt ist. Denn schließlich gibt es die Telefonauskunft, die die eigene Festnetznummer bereitwillig jedem mitteilt, der diese Angaben besitzt. Selbst wenn es einiges an logischem Denkvermögen voraussetzt, diesen Weg zu gehen, was bei solchen Vertretern nicht unbedingt ausgeprägt ist – vielleicht haben sie einen Geistesblitz.
Im Zweifel wird man von einem Mann diese Angaben ohnehin nicht (wahrheitsgemäß) erhalten. Warum also sollte man sie als Frau machen? Die Tatsache der absoluten Unterzahl der Frauen im SM-Internetland ist es ja gerade, die solche Situationen der Belästigung mit hervorruft. Gäbe es genug von uns, würde man uns schnell vergessen und sich mit der nächsten trösten, wenn wir nein sagen.
Unter diesen Umständen ist ein solcher Schutz zur Vorsicht nicht nur angebracht, sondern auch völlig gerechtfertigt. Und das gibt uns auch eine gewisse Macht, Bedingungen zu stellen; selbst als devote Frauen, und als dominante ja nun allzumal.