Selbstsucht
Nachdem ich bekommen hatte, was ich wollte, blieb ich erst einmal eine Weile ganz ruhig liegen und genoss dieses herrlich entspannte Gefühl, das man wirklich nur nach dem Orgasmus hat. Am liebsten wäre ich eingeschlafen – aber wer kann schon schlafen, wenn ein Mann über einem schwebt?
Ich musste Samuel ganz dringend wieder loswerden; und mir war klar, dass er nur gehen würde, wenn er auch sexuell etwas von unserer Begegnung gehabt hatte.
So ist das mit den dominant-devoten Rollenspielen – einer Domina ist jede Selbstsucht erlaubt, solange sie anschließend auch dem Sklaven gibt, was er braucht.
Als mir dieser Gedanke in aller Deutlichkeit kam, wurde ich plötzlich rasend sauer. Nicht unbedingt auf Samuel, aber auf die ganzen Männer zwischendurch, die das so gemacht hatten. Die auch von einer Domina erwarteten, dass sie befriedigt werden. Und die die Befriedigung der Frau nicht als eine Selbstverständlichkeit sehen, sondern als etwas, wofür sie eine Belohnung erwarten.
Auf einmal war ich auf eine ganz andere Art müde. Ich hatte die Schnauze voll von SM Beziehungen. Ich, die Domina, erkannte auf einmal in dieser eigentlich doch ganz harmlosen Situation, dass die meisten SM Spiele mit wahrer Dominanz gar nichts zu tun haben.
Und ich kam mir ganz schrecklich alte dabei vor.
Wäre Samuel jemand gewesen, den ich hätte wiedersehen wollen, ich hätte es mich wahrscheinlich nicht getraut zu tun, was ich dann aber doch tat. Ich löste seine Fesseln, rücksichtslos, sodass er ziemlich hart aufs Bett krachte, und dann schickte ich ihn, ohne ihm etwas zurückzugeben, aus dem Zimmer.
Er war ziemlich verwundert, auch beleidigt – aber immerhin, er trollte sich von dannen, und ich konnte mich seufzend und wohlig ins Bett fallen lassen, noch bevor das Orgasmus Wohlgefühl komplett verflogen war.
Ich schlief tief und traumlos, und erwachte am nächsten Morgen in allerbester Stimmung.