Wieder der SM Zirkel
Ein wenig aufgeregt bin ich, aber ich beruhige mich mit der Überlegung, dass ich schließlich kein Rendezvous vor mir habe, sondern nur die Begegnung mit jemandem, der nett genug scheint, ein Freund werden zu können. Oder der für mich auf Dauer der Niemand bleiben wird, der er noch gestern war. Auf jeden Fall wird das kleine Abenteuer einen weiteren frustrierenden Abend allein zu Hause verhindern wie den gestern. Das allein ist schon Grund genug, keinen Rückzieher zu machen, selbst wenn mir zwischendurch ein paar Male danach ist.
Heute wäre alles sogar noch weit schlimmer als gestern, denn ich habe keinen normalen Montagmorgen vor mir, an dem ich mich festhalten könnte. Stattdessen steht mir der erste echte Tag eines Urlaubs bevor, den ich genaugenommen gar nicht will, und den ich unter den gegebenen Umständen auf jeden Fall nicht werde genießen können. Man stelle sich das einmal vor, aufwachen an einem Montag Morgen mit nichts zu tun, etwas mehr als zwei Wochen lang. Traumhaft? Von wegen. Traumhaft nur dann, wenn man sich den Zeitpunkt dieser Arbeitsfreiheit aussuchen kann, und wenn Hintergrund nicht eine Kündigung ist. Schon jetzt wird mir ganz schlecht bei dem Gedanken an die freien Tage, und heute Abend wird das höchstens noch schlimmer werden, das blöde Gefühl dabei.
Es sei denn, ich unternehme etwas dagegen. Genau; und exakt das bin ich dabei zu tun.
Die Zeit verfliegt. Ich habe doch noch schnell die Leggins gegen einen Rock vertauscht und mich dezent geschminkt. Nur ein wenig; gar nicht auffällig. Aber irgendwie fühle ich mich besser damit. Ja, ich weiß – ich belüge mich selbst. Ich möchte ihn beeindrucken, und besser fühle ich mich nach dem Schminken nur, weil ich hoffen kann, es wird mir so besser gelingen. Verschweige das Hauptziel und gib dich mit dem Zwischenergebnis zufrieden – so kann man sich auch etwas einreden. Aber mit meinen Haaren werde ich definitiv nichts mehr machen; die bleiben so, wie sie sind. Basta! Nur – vielleicht noch die neue Lederjacke? Schließlich weiß man ja nie, wie kalt es sein wird, so spät am Abend …
Mein Autoschlüssel hat sich entschieden, mir die letzten Minuten durch ein kleines Versteckspiel zu verschönern, und ich gerate beinahe in Panik, bis ich ihn dann genau dort wiederfinde, wo er hingehört. Damit konnte ja keiner rechnen. Glücklicherweise habe ich genügend Zeit für die kurze Fahrt eingeplant. Die zwei Parkhäuser direkt am Marktplatz sind dicht – klar, das musste ja sein! – aber mein Geheimtipp-Tipp nur wenige hundert Meter weiter hat noch ein paar Plätze frei. Noch bevor ich aus dem dunklen, miefigen Treppenhaus ins Freie getreten bin, fängt meine Kniescheibe an, sich in Gummi zu verwandeln. Keine Chance mehr, mein Gewicht zu tragen. Ganz ruhig, ganz ruhig, ganz ruhig. Was soll denn der ganze Aufstand? Man wird sich doch wohl mit einem Mann verabreden können, ohne gleich alle möglichen Verwicklungen einzuplanen; seien sie nun positiv oder negativ. Und ohne gleich sämtliche Nerven in Alarmzustand zu versetzen.
Da vorne ist das Café schon. So, jetzt muss ich ihn nur noch erkennen. Wir haben noch ein bisschen gewitzelt, ob wir eine rote Rose oder eine gefaltete Bildzeitung als Erkennungszeichen nehmen und uns dann auf etwas ganz anderes geeinigt. Neben dem Gebäude ist ein kleiner Durchgang. Eine Gasse kann man ihn nicht nennen, nicht einmal eine Minigasse, und benutzt wird er auch nicht oder kaum, aber er ist auffällig. Genau dort wird der von uns, der früher da ist, auf den anderen warten.
Mit viel Selbstdisziplin schaffe ich es, meine Augen überall anders schweifen zu lassen als eben dort; eine reife Leistung. Zumal der Durchgang kaum zwei Sekunden später zu sehen ist als das Café selbst.
Jetzt allerdings bin ich schon bei den ersten Tischen angekommen, die der hoffnungsfrohe Pächter trotz der grauen Wolken nach draußen gestellt hat. Zwei kleine Grüppchen teilen seine Hoffnung auf einen regenfreien, lauen Vorsommerabend.
Ich blicke auf vom Pflastersteinzählen und nehme den Durchgang ins Visier. Zwei Menschen stehen da. Verdammte Scheiße, soll das ein Gruppenüberfall werden?
Der eine ist klein, dick und hässlich, aber er schaut in meine Richtung und grinst mich unverhohlen an. Himmel! Ich habe ja keine Vorurteile, was das Äußere betrifft, und überhaupt spielt das ja keine Rolle, wenn man nur miteinander plaudern will. Bloß, ein wenig angenehmer könnte ich mir das schon vorstellen. Oh nein, ich glaube, ich gehe einfach unauffällig weiter und tue so, als hätte ich nur vorbeischlendern wollen.
Der andere hat den Rücken zu mir und raucht. Irgendwie kommt mir die Silhouette bekannt vor. Eine kleine Bewegung zeigt mir das Profil, und mich trifft beinahe der Schlag. Es ist Deinar. Ein Hochleistungsgebläse wirbelt die Puzzleteilchen in meinem Kopf auf. Als sie langsam in neuer Formation heruntergesegelt sind, gehen sämtliche Lampen an, und ich erkenne das Bild. M. wie Martin. Martin Deinar. Der ja überhaupt nichts mit SM zu tun hat, aber viel zu viel davon weiß. Der sich schon jetzt mehrere Abende mit mir um die Ohren geschlagen hat, so, als gäbe es für ihn keinen Grund, nach Hause zu gehen. Den die Zufälle unter anderem in Form meiner Person gerade aktuell ganz massiv auf das Thema gestoßen haben.
Unwillkürlich bin ich stehen geblieben.
Das ist mehr, als ich verkraften kann. Was jetzt? Vorbeigehen und so tun, als sei ich ganz zufällig hier? Der ist ja auch nicht blöde; und spätestens, wenn er mich sieht, geht bestimmt auch ihm das Licht mit meinem Vornamen auf.
Was rede ich da eigentlich mit mir selbst? Wer sagt denn, dass Deinar mein geheimnisvoll-freundlicher Dom ist? Immerhin steht da ja auch noch der kleine Hässliche, und ganz im Gegensatz zu Deinar, der völlig in Gedanken versunken scheint, beäugt der mich sehr aufmerksam und gierig. Um nicht zu sagen geil. Nein, der kann es nicht sein, der darf es nicht sein.
Jemand stößt mich an; ich stehe aber auch wirklich ganz dumm mitten auf dem Verkehrsweg herum. Der Kleine fängt an zu strahlen und bewegt sich, kommt direkt auf mich zu. Ein Fluchtimpuls schießt durch mich hindurch; bis ich erkenne, nicht ich bin das Ziel seines eifrigen Strebens, sondern der rüde Anrempler. Die beiden haben wohl einen echten Männerabend vor sich. Bevor sie miteinander verschwinden, hebt der Kleine die Hand. „Ciao, Bella,“ sagt er zu mir.
Ich reagiere nicht, denn genau in diesem Moment dreht Deinar sich um und erblickt mich. Seine Augen weiten sich, er macht einen Schritt auf mich zu, bleibt wieder stehen.
Also doch, also doch.
Was tue ich jetzt? Es ist zu spät wegzulaufen, und meine Beine gehorchen mir ohnehin nicht. Ich kann nicht vor und nicht zurück. Er fängt an zu lachen, verkürzt die Entfernung zwischen uns, bis er direkt vor mir steht. „Anne,“ sagt er. „Meine Güte, Anne!“ Eine warme Welle von unten hoch treibt mir die Röte ins Gesicht, und ich komme mir vor, als stünde ich mitten in einem Funkenfeld.
Das ist nicht fair, das ist schlichtweg nicht fair. So etwas darf nicht passieren! Und warum tut keiner was?
„Wollen wir hineingehen?“ fragt Deinar, und noch nie zuvor ist mir aufgefallen, wie angenehm seine Stimme ist. „Oder ist es Ihnen lieber, wir vergessen das Ganze und fahren einfach wieder nach Hause?“
Mit erhobenem Schwert kämpfe ich meine lähmende Verlegenheit nieder und wage es, ihm ins Gesicht zu sehen. Amüsiertheit tanzt in seinen Augen, aber ich bemerke auch seine Besorgnis.
„Nein,“ sage ich entschlossen. „Nein, ich bin hier mit jemandem verabredet, der mir sehr sympathisch ist – und ich gedenke, einen überaus angenehmen Abend mit ihm zu verbringen!“
***
Innen drin ist einiges los, aber ein paar freie Tische gibt es schon noch. Nach einem Guinness wäre mir tatsächlich, auf den Schreck hin, aber ich muss ja noch Auto fahren, also wird es ein Wasser. Bei mir wie bei ihm. So eine Verschwendung; wenigstens einer von uns könnte eigentlich einen promillehaltigen lustigen Abend genießen. Das ist einer der Vorteile einer festen Partnerschaft – es muss sich immer nur einer zurückhalten.
Es ist seltsam, unter so veränderten Umständen neben Deinar zu sitzen; irgendwie verwirrt mich das.
Nur ein Satz fällt mir ein, um die Verlegenheit zu durchbrechen, die uns sichtlich beide erfasst hat. „Sagten Sie nicht, dass Sie mit SM überhaupt nichts zu tun haben?“ erkundige ich mich provozierend. „Das habe ich auch nicht, schon seit vielen Jahren nicht mehr,“ erwidert er. „Nachdem Sie mich allerdings so heftig mit der Nase daraufgestoßen haben, blieb mir ja wohl nichts anderes übrig, als mich damit zumindest gedanklich zu befassen.“
„Und den Gedanken sollen dann auch gleich Taten folgen? Siehe die Anzeige?“ Er wehrt ab. „Um Himmelswillen! Als ich die Anzeige aufgegeben habe, da ist einfach – meine Sehnsucht mit mir durchgegangen. Ich habe nie damit gerechnet, überhaupt eine Antwort zu bekommen. Schon gar nicht so schnell. Und ein Treffen habe ich für ausgeschlossen gehalten.“
Sein Zeigefinger malt Ringe auf dem Tisch, die er eifrig mit den Augen verfolgt. Bis er aufsieht. „Aber ich habe ja auch eigentlich keine Antwort bekommen, nicht wahr?“
Ich bin mir nicht sicher, worauf er hinauswill. „Keine, wie Sie sie wollten, jedenfalls,“ weiche ich erst einmal aus. „Das meine ich nicht.“ Regelrecht abweisend klingt es. „Ich denke, Sie haben mich schon verstanden. Hätten Sie gewusst, wem Sie geschrieben haben, hätten Sie es ganz sicher nicht getan.“
Eine unfaire Frage, wie ich finde. Ob ihm meine Antwort passt, weiß ich nicht – ehrlich ist sie zumindest. „Das Mail, das Sie bekommen haben, hätte ich garantiert nicht geschrieben, das ist richtig. Geschrieben hätte ich Ihnen allerdings trotzdem.“ Er zieht die Augenbrauen hoch. „Sind Sie sicher?“
Meine Güte, was hat er denn bloß? Muss ich jetzt detailliert begründen, warum wir hier sitzen? Schließlich ist das doch seine Schuld ebenso wie meine. Obwohl, nein, ich verstehe ihn schon. Wahrscheinlich fürchtet er einfach, ich bleibe aus purem Pflichtgefühl da, nachdem ich seine Identität kenne, und wäre schreiend weggelaufen, wäre er nicht mein zukünftiger Chef. Was andererseits die Sache ganz erheblich verkompliziert, aber das hatten wir ja bereits. Wieso müssen sich manche Dinge immer wiederholen? Und dann noch so schnell hintereinander? Ach was – um die Überlegungen werde ich mich später kümmern. Im Augenblick geht es erst einmal darum, einen Weg aus dem Dickicht herauszufinden, in dem er sich offensichtlich verfangen hat.
Wenn er so unsicher ist, ist mein Mut gefragt. Außerdem bin ich ja mindestens so dominant wie er, nicht wahr? Und Dominanz bedeutet, den anderen führen – auch dort, wo er zögert, und vor allem dort, wo er an sich selbst zweifelt.
„Martin, Sie sind bei weitem der netteste Mensch, der mir in den letzten Wochen über den Weg gelaufen ist. Natürlich hätte ich die Gelegenheit genutzt, mit Ihnen privat ins Gespräch zu kommen. Ich habe schon mehrfach bedauert, dass mein neuer Job mich zu Ihnen führt – das macht doch das Meiste unmöglich. Das ist das einzige Problem, was ich mit dem Ganzen habe.“ Womit wir wieder beim Thema wären.
Eigentlich ist es Zeit, ihm zu erklären, warum mir eine solche Situation überhaupt nicht gefällt. Nur, eigentlich geht es ihn gar nichts an, und es macht die Schieflage allenfalls noch gravierender, wenn ich davon berichte. Aber es geht nicht anders, die Worte drängen sich mir einfach auf die Zunge. „Wissen Sie, ich war in Philipp Maibaum verknallt. Verknallt wie ein Teenager, mit Herzklopfen, Nachlaufen und so weiter. Ich habe alles getan, damit ich mit ihm einmal auch privat zusammenkomme. Es ist passiert; an einem denkwürdigen Freitag Abend. Danach haben die ganzen Schwierigkeiten angefangen. Es war so blödsinnig, ich ärgere mich maßlos über mich selbst. Das tut man einfach nicht, mit einem Vorgesetzten mehr zu tun haben, als der Job das erfordert. Das macht nur Scherereien für alle Beteiligten, und im Zweifel endet es damit, dass man sich eine neue Stelle suchen muss.“
Oh Gott, oh Gott! Wie komme ich bloß dazu, ihm meine intimsten Gedanken zu enthüllen? Meinen Riesenfehler in Bezug auf Maibaum auszubreiten? Mich lächerlich zu machen und gleichzeitig noch den Eindruck zu erwecken, als sei ich eine dumme Gans, die jedem Mann hinterher rennt, solange er nur einen höheren Betrag auf der Gehaltsabrechnung stehen hat?
„Ich bewundere Ihre Offenheit und Direktheit,“ sagt er leise. „Es ist ungeheuer erfrischend, und das macht es ausgesprochen angenehm, sich mit Ihnen zu unterhalten. Sie sind sehr tapfer, wissen Sie das?“
Will er mich jetzt zum Heulen bringen, oder was? Ja, ich finde mich auch ganz toll. Ha, ha. Fertig, mit der Lobeshymne?
Ersichtlich nicht. „Ich werde mich nicht dazu äußern, was ich von Maibaums Benehmen halte. Nicht dass Sie am Ende noch versucht sind, ihn in Schutz zu nehmen. Aber eines will ich sagen, ich glaube, ich habe das auch schon mehrfach getan, man hat mit Ihren Gefühlen und Ihrem Leben Fußball gespielt. Das wird Ihnen bei Mondheim nicht passieren, und bei mir auch nicht. Viele von uns gehen mehr oder weniger im Job auf – da ist es völlig normal, dass man auch über private Dinge spricht. Die meisten von uns unternehmen auch sonst einiges gemeinsam. Das ist kein Problem für uns alle, und ich hoffe, es wird auch für Sie keines sein.“
Geht das jetzt in die Richtung, wir sind alle eine große Familie? Dann fange ich an zu spucken! Wie schon so oft, scheint er auch diesmal wieder meine Gedanken lesen zu können. „Nein, wir leben nicht wie in einer amerikanischen IT-Firma. Sie müssen sich an gar nichts beteiligen. Es wird Ihnen niemand übel nehmen, wenn Sie ganz für sich bleiben. Es gibt keinen Gruppenausflug und keinen gemeinsamen Kinoabend. Es geht einfach um private Gemeinsamkeiten. Himmel, wo haben Sie denn bisher gearbeitet? Das ist doch ganz normal, dass man sich auch außerhalb des Büros sieht, wenn man sich gerne mag.“
Nun muss ich aber doch ein wenig aufmucken. „Das kann ja sein. Natürlich ist das unter Kollegen üblich. Aber doch nicht in Bezug auf Vorgesetzte!“
Er grinst. „Soll ich Ihnen jetzt meine Ex-Freundinnen vom Blatt aufzählen, die alle noch immer bei uns arbeiten, und zwar gerne?“
Mein Blick muss recht erschrocken wirken. Sofort korrigiert er sich und stottert beinahe dabei. „Entschuldigung, das war ein Scherz. Ein dummer Scherz, gebe ich zu.“ Er holt tief Lust. Aha, jetzt kommt der Angriff. Und tatsächlich: „Nur, Sie müssen doch nicht alles so schrecklich problematisieren. Wir sitzen hier, weil wir uns ganz gut verstehen, und weil wir ein gemeinsames Interesse teilen, das wirklich nicht alltäglich ist. Das war es auch schon. Wir haben keine Liebesbeziehung, und wir planen auch keine. Also – woher sollten da irgendwelche Schwierigkeiten kommen?“
Er schafft es beinahe, mich zu überzeugen. Ja, es ist doch wirklich alles ganz harmlos. Wir unterhalten uns nur, und wir wollen bestimmt nichts miteinander anfangen. Das würde ja auch gar nicht passen, da wir auf derselben Seite stehen.
Doch irgendetwas stimmt nicht ganz bei dieser Argumentation.
Ich werde schon noch herausfinden, was es ist. Bis dahin allerdings nehme ich mir fest vor, den Abend zu genießen, und nicht alles zu zerreden. Und zu problematisieren …
„Sie haben Recht,“ gebe ich zu. „Bitte entschuldigen Sie.“ „Anne, Sie sollen sich nicht entschuldigen. Sie haben nichts falsch gemacht. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen muss. Es ist völlig normal, dass Sie sich Sorgen machen, vor allem nach dem, was Sie hinter sich haben. Ich wollte Ihnen nur klarmachen, Sie müssen sich nicht sorgen. Aber ein bisschen taktvoller hätte ich das schon tun können.“
Ich glaube, ich mag den Kerl wirklich. Aber jetzt schnell ablenken – sonst werde ich noch sentimental.
„Wie viel haben Sie eigentlich mit diesem SM-Zirkel zu tun? Ganz ehrlich jetzt, meine ich.“
Ihn scheint der plötzliche Schwenk nicht zu verwundern. „Noch gar nichts. Wobei es schon stimmt, ich weiß darüber wesentlich mehr, als ich bisher zugegeben habe. Mondheim will, dass ich Mitglied werde. Wegen der Kontakte, die einem das verschafft. Mir ist nicht ganz wohl dabei, aber ich werde es wahrscheinlich machen. Trotz des Horrors, den ich schon jetzt davor habe. Deshalb bin ich auch auf die Idee gekommen, Sie zu versuchen, mit hineinzuziehen. Das war ziemlich unfair, ich weiß. Nehmen Sie es einfach als Zeichen meiner Hilflosigkeit.“
„Also Ihretwegen soll ich mich anschließen?“ frage ich ungläubig. Welch einfache Erklärung für etwas, hinter dem ich weiß der Teufel was für Verschwörungen und Intrigen vermutet hatte. Er nickt und sieht dabei aus wie ein ertappter Schuljunge. Das bringt mich zum Lachen. „Himmel, Martin, Sie hätten mich ja auch einfach fragen können, ob ich Ihnen nicht Gesellschaft dort leisten will.“