Zündende Idee
Ausgerechnet Phil ist es, der die zündende Idee hatte. Noch ist zwar nichts entschieden, aber ich muss darüber einmal gründlich nachdenken. Meine erste Reaktion war zwar Ablehnung, aber ich darf es nicht von der Hand weisen.
Er meint, ich solle doch einfach das zu meinem Kapital machen und zu meinem Beruf, hier in London, was ich bislang immer nur rein privat ausgelebt habe – meine dominante Veranlagung.
Anscheinend hätte er überhaupt nichts dagegen, wenn ich auch bei anderen devoten Männern eine Sklavenerziehung durchführen würde; vorausgesetzt, ich tue das wirklich sozusagen als Beruf und verliebe mich nicht in einen meiner Sklaven, der dann für ihn zur echten Konkurrenz würde.
Das kann ich ausschließen – was tiefere Gefühle angeht, so sind die für Phil stark genug, dass noch kein zweiter Mann daneben bestehen könnte. Da bin ich mir für den Augenblick ganz sicher.
Ich weiß natürlich nicht, wie das später einmal wird, ob es dabei bleibt. Wie man ja an meinem alten Leben gesehen hat, bin ich durchaus in der Lage, mehrere devote Männer gleichzeitig zu lieben.
Vielleicht wird das auch in Bezug auf Phil kommen, vielleicht nicht. Solche Dinge kann man nicht vorhersagen.
I’ll cross that bridge when I get to it. Darüber werde ich mir dann Gedanken machen, wenn es soweit ist. Vorher hat es ja auch überhaupt keinen Sinn. Aus ungelegten Eiern kann man kein Rührei machen.
Auf den ersten Blick bin ich gegenüber Phils Idee eher ablehnend eingestellt, wie ich ja schon sagte. Ich war stolz darauf, immer nur eine private Domina zu sein, die ihre Sklaven zum reinen Vergnügen quält und nicht aus finanziellen Gründen. Und jetzt soll ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen?
Irgendwie passt mir das nicht.
Andererseits, ich muss unbedingt etwas finden, was ich zu meiner Aufgabe machen kann, sonst drehe ich durch, und Sklavenerziehung, das ist nun einmal eines der Dinge, die ich wirklich beherrsche.
Da steht mir auch die Sprachbarriere nicht im Weg; was eine Domina an Vokabular braucht, das beherrsche ich schon lange. Das wusste ich zum Teil bereits, bevor ich nach England gekommen bin, denn natürlich habe ich mir oft auch englische SM Seiten im Internet angesehen.
Und was mir danach vielleicht noch fehlte, habe ich dank Phil inzwischen ebenfalls lernen können.
Von daher – so schlecht ist die Idee eigentlich gar nicht, dass ich als Profi Domina auftrete. Allerdings würden mit dieser Entscheidung die Probleme eigentlich erst so richtig anfangen, denn danach weiß ich ja immer noch nicht, in welcher Form ich als Domina tätig sein will und soll.
Am liebsten wäre es mir natürlich, ich könnte es mit einer reinen Mailerziehung versuchen, vom Schreibtisch aus. Dabei kann ich als Domina am ehesten die Distanz wahren und langsam den Unterschied zwischen privater Domina und professioneller Domina verinnerlichen.
Andererseits – mit einer Mailerziehung werde ich, wenn ich auch einmal ans Geldverdienen denke, keinen Blumenpott gewinnen können. Das haben schon viele Dominas probiert, und alle vergebens.
Ähnlich sieht es bestimmt mit der Camerziehung aus, wo ich ebenfalls automatisch und ganz leicht die Distanz wahren könnte, weil ich die Sklaven ja nur vor der Cam erziehe und nicht live und real.
Außerdem kann ich mir mich als Cam Domina irgendwie nicht so recht vorstellen. Das ist doch nun einmal eine ziemlich einseitige Sache. Ich sitze vor der Cam, sehe die Sklaven nicht, befehle ihnen etwas im Livechat – und erhalte Antwort. In Wortform. Und Worte können lügen …
Nein, ich glaube, wenn ich schon versuche, Sklaven zu erziehen, dann ganz bestimmt keine Cam Sklaven.
Und da bleibt dann ja eigentlich nur ein Weg – ein Domina Studio. Mit zwei Alternativen – ich versuche, ein eigenes aufzumachen, oder ich schließe mich als Domina einem schon existierenden an.
Über all diese Dinge werde ich jetzt einmal gründlich nachdenken müssen. Ich hoffe, ich komme bald zu einer Entscheidung, denn dieses elende Nichtstun oder nur-sehr-wenig-Tun macht mich ganz verrückt. Da drehe ich noch durch.
Sobald ich endlich weiß, was ich machen werde, kann ich endlich wieder was machen und das versuchen, in die Tat umzusetzen.