Zurück im SM Studio

21. Januar 2010

Die anderen Damen im Studio waren ersichtlich alle beschäftigt, wenigstens ließ sich keine von ihnen blicken, aber Cathy ließ es sich nicht nehmen, mich persönlich zu begrüßen, uns den Raum zu zeigen, den man uns zur Verfügung stellte – und dabei Robin natürlich eingehend zu mustern.
Sie hatte mir sogar ein Paar Overknee-Stiefel und ein schickes Outfit bereit gelegt, das sie mir mit einem wissenden Lächeln überreichte; meine übrige Kleidung schien für Robin zwar keine Rolle zu spielen, es kam wohl hauptsächlich auf die hohen Stiefel an. Aber hier ging es um ein Rollenspiel, und wenn ich in eine andere Rolle schlüpfe, möchte ich das auch äußerlich dokumentiert sehen.

Bevor Cathy hinausging, flüsterte sie mir noch kurz zu, so leise, dass es nur für mich zu verstehen war: „Den musst du dir warm halten; der Typ hat Geld – das sieht man auf einen Blick!“ Etwas erstaunt sah ich sie an; Cathy schien ein gutes Auge für solche Dinge zu haben – ich hatte das zwar auch vage erraten, aber erst Robins Wohnung hatte es mir richtig zu Bewusstsein geführt.
Dann wollte Cathy noch wissen, ob ich vielleicht Hilfe benötigte. Das fragte sie laut genug, dass Robin es hören konnte. Ich spürte einen jähen Anfall von Eifersucht. Nein, ich wollte meine Neuentdeckung nicht mit einer anderen Domina teilen! Dabei konnte ich sicher Hilfe gebrauchen; das ahnte ich bereits.
Trotzdem warf ich Robin einen kurzen Blick zu. Er schüttelte unmerklich den Kopf. Es freute mich, dass er mit mir alleine sein wollte. Obwohl er bei Cathy garantiert auf die erfahrenere Domina treffen würde.
Vielleicht hatte ich tatsächlich sehr viel mit seinem Traum zu tun? Er hatte mir nicht gesagt, wie die Frau aussah, die ihn in seinen Träumen quälte, beherrschte und zur Unterwerfung zwang, und ich hatte ihn nicht gefragt.
Wie gesagt, eigentlich spielte das Äußere dieser Frau dabei aber auch überhaupt keine Rolle; es ging mehr um die innere Verbindung zwischen ihm und dieser gesichtslosen dominanten Frau. Vielleicht hatte er genau das gespürt, im Café, dass zwischen uns eine solche Verbindung möglich wäre.
Als Cathy gegangen war, sah ich mich zuerst einmal im Zimmer um, begutachtete die Ausstattung, die recht gut war.
Um ehrlich zu sein, hatte ich in diesem Augenblick noch nicht die geringste Ahnung, wie ich Robin zu dieser Situation in seinem Traum führen konnte. Als ich ihn ausgefragt hatte, hatte ich bewusst auf die üblichen SM Fragen verzichtet. Magst du Reizstrom/Schwanzfolter/Nadeln/Rohrstock, und wenn ja, wie sehr? Kreuze die Antwort auf einer Skala von 1 bis 5 an … Man kennt das ja von den vielen BDSM Fragebögen, die man so im Internet findet.
Die haben durchaus ihren Sinn, und zwar nicht nur in professionellen Domina Studios, sondern auch bei privaten D/s Beziehungen; wenn es auch etwas klinisch wirkt, so intime und so erregende Dinge einfach so nüchtern und kalt abzufragen; aber bei Robin würde mir das alles nicht weiterhelfen.
Instinktiv war mir klar, bei Robin ging es nicht darum, bestimmte sadomasochistische Techniken anzuwenden. Es ging um etwas ganz anderes; und zwar darum, seinen Geist in die Knie zu zwingen, auch wenn dies natürlich zum Teil über eine Folter seines Körpers geschehen musste.
Nun war er mir gegenüber die ganze Zeit sehr höflich und absolut zuvorkommend aufgetreten; nicht direkt unterwürfig, aber auch nicht selbstbewusst oder gar arrogant. Er wirkte nicht unbedingt wie einer der devoten Männer, die auf des Widerspenstigen Zähmung stehen, dauernd widersprechen und sich zickiger benehmen, als man das gemeinhin den Frauen nachsagt.
Wie also sollte ich ihn behandeln, um auf den Kern seines Wesens zu stoßen, der noch nicht zur Hingabe bereit war?
Besaß er überhaupt einen solchen Kern? Oder war er so zutiefst devot, dass es bei seiner Sklavenerziehung gar keinen Widerstand geben würde? Vielleicht narrte ja auch sein eigener Traum ihn und spiegelte ihm etwas vor, was in seinem realen Wesen überhaupt nicht angelegt war?
Nein; das konnte kaum sein; sonst wäre dieser Traum nicht so hartnäckig gewesen. Da war schon ein widerstandsfähiger Kern in Robin. Irgendetwas in seinem Verhalten musste für mich den Schlüssel bilden, auf diesen Kern zu treffen, ihn aufzubrechen und seinen Traum zu erfüllen.
Und womöglich dabei auch selbst Erregung und Lust zu empfinden. Schließlich war ich ja kein selbstloses Wesen. Es hätte zu wahrer Dominanz auch nicht gepasst, eine SM Session als reines Geschenk an den Sub zu sehen.
Fast bereute ich es schon, mich so schnell auf dieses erotische SM Abenteuer eingelassen zu haben. Ich hätte mehr Zeit gebraucht, mir alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, seinen Schwachpunkt zu finden und mir ein Drehbuch auszudenken, das genau darauf abzielte.
Einen Anhaltspunkt hatte ich jedoch, fiel mir ein.
Robin schien ein Mensch zu sein, für den Höflichkeit nicht nur viel bedeutete, sondern selbstverständlich war. Solange ich mich an die Regeln der Höflichkeit hielt, verharrte ich in seinem realen Leben – und kam an seinen Traum nicht heran. Also musste ich sie als erstes durchbrechen.
Und ich hatte auch bereits eine allererste intuitive Ahnung, wie ich genau damit beginnen konnte.


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