Zwangsehe – Teil III
Der König seufzte laut. Ja, es war alles vorbereitet. Die Hochzeit konnte stattfinden – in aller Eile, sofort. Ohne Pomp, ohne Prunk, ohne die große Feier, die er sich eigentlich vorgestellt hatte.
Seine Ratgeber hatten ihm dringend empfohlen, sich auf alles einzulassen, was die Prinzessin forderte. Zu nötig brauchten sie die Unterstützung der Truppen ihres Landes in den Bergen. Die sich erst auf den Weg machen würden, wenn die Prinzessin nach der Eheschließung wieder am Hof ihrer Tante eintraf.
Wirklich seltsame Bräuche, die man in diesem Land hatte, sich so sehr auf das Urteil von Frauen zu verlassen.
Auch das erinnerte ihn an etwas. Und das Gespräch vorhin hatte ihm geholfen herauszufinden, an was. Diese Magd, vor so vielen Jahren; sie war ebenso selbstbewusst gewesen, ebenso entschlussfreudig, ebenso stark, und ebenso eigensinnig. Er hatte geglaubt, sie mühsam verführen zu müssen. So ein schönes Kind war sie gewesen.
Sah die Prinzessin ihr nicht sogar ein wenig ähnlich? Nein – das konnte nicht sein. Sie war aus königlichem Geblüt. Mit einer gewöhnlichen Magd konnte sie nicht das geringste zu schaffen haben.
Jedenfalls, viel schneller als erwartet war es ihm gelungen, sie in sein Schlafgemach zu locken. Und dann, nachher, hatte sie sich von ihm freundlich verabschiedet und erklärt, sie habe nun von ihm bekommen, was sie gewollt habe – ein Kind. Wie ein dummer Junge hatte er da gestanden.
Als Zuchthengst hatte sie ihn missbraucht.
Wild war der Zorn in ihm aufgestiegen, und er hatte bereits die verschiedensten Rachepläne ausgebrütet. Doch dann hatte es diesen Krieg im Norden gegeben, und als er zehn Monate später zurückkam, schwer verwundet, war seine Tochter bereits geboren.
Das war mehr, als er ertragen konnte, und so hatte er Ogiras gezwungen, die Mutter, die Magd, in die seltsame Skulptur draußen auf dem Hof zu verwandeln. Der Zauberer hatte gehorcht – und hatte dann noch in der gleichen Nacht den Hof verlassen, zusammen mit dem Kind.
Aber genug der trüben Gedanken an längst Vergangenes. Eine Hochzeit war schließlich eine Hochzeit, und damit Anlass zur Freude.
Viel Freude war es allerdings nicht, die bei der abendlichen Feier aufkam. Die Prinzessin schien unberührt von allem, der Prinz war bleich und sprach nicht viel, und der Rest des Hofes zeigte nur zu deutlich die tief empfundene Missbilligung hinsichtlich der unangemessenen Hast.
Rasch verschwanden die jungen Brautleute in dem eilends vorbereiteten Gemach zu ihrer Hochzeitsnacht.
Am nächsten Morgen war der König schon früh wach, um die beiden zu verabschieden. Als er jedoch nach dem Ankleiden vor der Tür des Brautzimmers erschien, teilte man ihm völlig verwirrt und aufgelöst mit, die beiden seien längst aufgebrochen, in Begleitung des alten Dieners der Prinzessin.
Der König eilte in den Hof und rief nach seinem Pferd. Hinterher reiten wollte er ihnen, seinen Sohn wenigstens noch einmal sehen.
Schon nach wenigen Metern stockte sein Schritt.
Dort, wo gestern die Skulptur so einsam gestanden hatte, gab es nun zwei dieser merkwürdigen Gebilde. Das zweite war ganz neu; man konnte es an der helleren Farbe des Steins sehen. Es war ein junger Mann – der Prinz, ganz unverkennbar.
Und die alte Skulptur, die, die gestern noch ganz alleine hier gestanden hatte, sie war bekränzt.
Mit Entsetzen erkannte der König die Blumenkrone wieder, die am Abend zuvor seine Schwiegertochter getragen hatte. Seine Tochter. Denn auf einmal wusste er, weshalb ihm die Prinzessin so bekannt vorgekommen war.
Sie sah ihrer Mutter sehr ähnlich, der Magd von damals …